Ihr Lieben,
eure Unterstützung – ideell und materiell – rührt uns sehr und ist eine unglaubliche Hilfe für uns.
Dafür 1000 Dank!
Viele fragen uns, wie es uns geht, was wir machen, …
Mit diesem Tagebuch von Tamara wollen wir euch, als dem el abrazo Nahestehende ein wenig von dem erzählen, was im und mit dem Tangostudio el abrazo so passiert.
Wir werden es in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten immer wieder aktualisieren. Wir freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen, Ideen und Gespräche.
Seid herzlich umarmt.
Tamara, Dörte und Oliver
März 2020
10. März 2020
Teamsitzung am Vormittag. Zahlen und Prognosen wälzen… es geht nicht… wir können keine Milongas mehr veranstalten vor dem Hintergrund dieser Zahlen und der Ereignisse in Italien. Wir wollen unseres tun um die Menschen in unserem Gesundheitssystem, die Pfleger*innen und Ärzt*innen zu unterstützen.
Ok, dann müssen wir jetzt schnell handeln und alles absagen.
Alle informieren… DJs , Tresenkräfte, die Tangoszene…
…und plötzlich ist der Raum leer und still.
Der erste Mittwoch ohne After-Work-Milonga seit wir im Beerenweg sind.
Plötzlich ist die Milonga vom 4.3.2020 vorerst die letzte Milonga für wahrscheinlich lange Zeit.
Eine Goodbye-Milonga – und keiner wusste es.
Danke für die Musik an dem Abend, Andreas!
Mal sehen, was jetzt kommt.
16. März 2020
Die ganze Woche vergeht im Ausnahmezustand.
Was wird jetzt wohl geschehen? Welche Entscheidungen wird die Regierung treffen?
Angst vor der Zukunft.
Keine Milongas mehr, keine Vermietungen mehr. Plötzlich sind von heute auf morgen zwei unserer drei Standbeine weg…
Aber gleichzeitig erreichen uns eure Spenden…
Whow! Was für eine Welle an Solidarität und Mitgefühl! Wir sind ständig den Tränen nahe und können es kaum glauben.
Wir sind euch so dankbar!!!!
17. März 2020
Jetzt ist es offiziell. Keine Versammlungen mehr, kein Körperkontakt, kein Tango.
Puh, wie soll es jetzt weitergehen? Unser eines Standbein ist weg, keine Milongas mehr bis…wer weiß? Unsere Hochzeitssvermietungen in nächster Zeit werden sicher auch abgesagt werden, das ist nur eine Frage der Zeit. Wir müssen wenigstens unseren Unterricht weiter halten, also dann eben in Video-Form. Aber wir dürfen doch nicht zu dritt! Wie soll das nur gehen?…
…
Es geht nur so – sonst können wir gleich Hartz 4 beantragen gehen! Wir sind eine „el abrazo-Familie“, das el abrazo unser „Haushalt“. Das Studio ist ja eh unser Wohnzimmer. Und wir haben schon viel dafür geopfert die Kurve flach zu halten. Unseren Unterricht können wir nur zu dritt in Videoform bannen und online aufrecht erhalten. Wer anders darüber denkt, möge uns verzeihen, wenn wir an dieser Stelle an uns gedacht haben.
Wir stürzen uns in die Produktion unserer Online-Kurse.
Konzeption für Unterrichtsvideos erdenken, Mikrofone kaufen, Aufnahmetechniken und Schnittprogramme studieren. Zum Glück war Oliver in seinem früheren Leben Ingenieur für Medientechnik. Das ist heute Glück im Unglück!
18. März 2020
Oliver streamt die erste Online-Milonga. Leider gibt es Probleme, der Stream wird immer wieder gekappt. Vom Dj-Pult im el abrazo aus war’s schöner und entspannter…aber natürlich arbeitet er an einer besseren Lösung für das nächste Mal. Naja, ein kostenloser Dienst kann ja nichts taugen ; )
Seltsam, die Musik einfach so in den Äther hinaus zu schicken…es fühlt sich ein bisschen an, wie Radio machen….wie schön, da tauchen im Chat die ersten Gäste auf! Man stellt sich eine Milonga vor. Der Begriff „Chateceo“ entsteht ; ) und Rituale werden wiederholt wie in der Milonga:
„Ich bring dich zurück zu deinem Tisch“ oder „ Wo ist meine Brille?“…
Es tut gut ein wenig zu lachen und wenigstens im Geiste mit allen in der Milonga zu sein – in der „Geistermilonga“.
23. März 2020
Die zweite Woche Video-Unterricht: Wir fühlen uns unsicher und unerfahren was dieses Medium angeht. Die ganze Technik ist neu und zu lernen…Belichtung, Farben, Formate, etc.
Und dann erst die inhaltlichen Fragen: Wie unterrichtet man für eine Kamera? Wie übersetzt man die Begegnung von Mensch zu Mensch im Unterricht in ein Video? Wie lernt man von einem Bildschirm? Verstehen die Schüler*innen, was wir da tun?
Wir probieren und diskutieren, finden Ideen und verwerfen sie wieder. Am Ende steht das Konzept…aber das Licht ist weg für diesen Tag. Oh neiiiin!! Na gut, dann eben bis morgen!
30. März 2020
Erste konkrete Rückmeldung des Vermieters. Sein Angebot: Eine teilweise Stundung der Mietzahlungen ab Mai wäre möglich. Naja…
Die Baustelle im Hof schreitet weiter voran. Die Leute im Baugeschäft scheinen nichts von Covid-19 zu halten. Das Gebäude gegenüber wird langsam entkernt. Das alles wäre schon traurig genug ohne dies ganze Krise…
31. März 2020
Hilfen beantragen.
Seit Tagen war angekündigt, dass es gestern am 30.3. möglich sein sollte die Corona-Hilfen von Stadt und Bund zu beantragen. Überall werden Infos und Links geteilt. Alle sprechen drüber. Aber auch gestern den ganzen Tag: nix!
Heute endlich! Das Formular ist endlich online. Wir beantragen in den ersten Stunden. Warten… Keine Bestätigung, nix.
1. April 2020
Unsere Schüler*innen sind fantastisch.
Die überwältigende Mehrheit unsere Schüler*innen freut sich über unsere Online-Videos und will vorerst online dabei bleiben. Das ist eine riesige Hilfe für uns.
Nicht nur, dass wir weiterhin Tango unterrichten dürfen, sondern dadurch bleibt zumindest ein Teil unseres Umsatzes erhalten.
Wir erweitern die Online-Milonga um einen Video-Chat. Dort können sich die Leute sehen und miteinander reden…wie in der Milonga ja sonst auch…nur dass hier alle Leute zusammen in ein Gespräch verwickelt sind. Das ist natürlich erstmal seltsam, aber immerhin eine Form von Kontakt und Austausch. Und es erlaubt auch Dinge nebenher zu tun…so putzen Dörte und Christine einmal dabei ihr Silberbesteck, was ja auch dringend mal gemacht werden muss und in Gesellschaft viel netter ist ; ). Andere schreiben im Chat, dass es das erste Mal sei, dass sie bei einer Milonga nähen…
7. April 2020
Das Geld der IFBHH-Corona-Sofort-Hilfe ist da! Ganz plötzlich und ohne vorherige Benachrichtigung. Unsere Betriebskosten für 2,5 Monate. Juhu!!!
Das ist zwar deutlich weniger als unser Umsatzverlust, aber immerhin einiges an Sicherheit, da wir damit zumindest unsere Studiomiete zahlen können. Die Zuwendungen der Spender*innen helfen uns darüber hinaus noch ein Stück weiter unsere Verbindlichkeiten zu bedienen.
Aber wie lange wird das hier gehen? Die Prognosen der Fachleute, wann man wohl wieder wird tanzen können, sind beängstigend.
Aber, neben der Sorge über die Zukunft, sind wir auch voller Dank. Wir lesen von vielen, denen es viel schlechter geht und die in größerer Gefahr sind. Wir und unsere Familienangehörigen sind gesund. Wir erhalten so viel Unterstützung und fühlen uns getragen von so vielen liebevollen Menschen. Wir sind gesegnet.
8. April 2020
Martin Schwutke aus Kiel bietet uns an, unsere Online Milonga mit ein paar schönen Video-Montagen zu bereichern. Es sind verschiedene alte Foto- und Filmaufnahmen aus Buenos Aires, gut geschnitten zu passenden Tangos. Und ein Showtanz in dem verschiedene Paare das gleiche Stück tanzen. Wir sitzen beim Video-Chat zusammen und reden ein bisschen. Selbst ein ganz alter Bekannter (Rainer Klement) aus uralten abrazo-Zeiten taucht in diesem virtuellen Raum auf…na sowas… 😉
Dann kommt die „Einlage“ von Martin…hoffentlich klappt die Technik, Überblendung und Übertragung in alle End-Geräte. Es funktioniert und kommt bei allen an – technisch und auch so ;-).
Danke für deine schönen Videos, Martin!
8. April 2020
Wir finden endlich Zeit, eine erste kleine Nachricht an unsere Unterstützer*innen aufzuzeichnen.
Danke.
Ihr seid Schätze!
14. April 2020
Video-Projekt der Tango-Aktiven. Holger Reinke hat ein Projekt initiiert um möglichst viele der Tangoverantwortlichen in Hamburg gemeinsam zusammenzubringen. Wir alle steuern Videos bei. Es sind eiskalte Tage mit unglaublich blauem Himmel. Wir drehen früh morgens draußen, frieren und versuchen uns nichts anmerken zu lassen. Einmal taucht ein winzigkleiner Regenbogen in einer winzigen Wolke auf. Ein magischer Moment…überhaupt stehen diese wunderschönen Tage in so krassem Gegensatz zu dem was Außen und Innen in den Menschen so los ist…
Nach dem Dreh gehts ans Schneiden… 🙂
Oliver hat sich inzwischen in ein Schnittprogramm eingearbeitet, das aussieht wie das Cockpit eines großen Flugzeuges. Man wächst mit seinen Aufgaben…
15. April 2020
Joaquín hat uns kontaktiert. Auch er möchte uns mit einem Beitrag zu unserer Online-Milonga unterstützen. Er schickt uns eine Live-Aufnahme: zwei wunderschönen Tangos als Bandoneón-Solo, gespielt in seinem Wohnzimmer. Dieses kleine Konzert wird am Abend in der Online-Milonga eingespielt und Joaquín ist selber live im Online-Chat.
Danke für diese schöne Geste, Joaquín! Und wie schön mit Dir zu sprechen.
16. April 2020
Die Baustelle greift auf unser Studio über. Es soll eine neue Heizungsanlage im Gebäude installiert werden und die Leitungen die durch unsere Einheit laufen sollen getauscht werden. Statt Gas- jetzt Fernwärmerohre. Wir müssen den Tresenbereich komplett frei räumen und alles abdecken. Die Kühlschränke hinterm Tresen werden ausgeräumt, alle Gläser weg gestellt.
Am Ende ist alles leer und traurig so wie der ganze Raum. Der Boden knarzt nicht mehr unter den Tanzschritten…
er träumt er war einmal ein Tanzboden. Wie lange wird er wohl unbetanzt schlafend bleiben?
22. April 2020
Online Milonga am Mittwoch… Gesichter tauchen auf in ihren Wohn- oder sonstigen Zimmern… Wie schön die Menschen zumindest mal wieder zu sehen die man sonst Woche für Woche mit Küsschen rechts und links begrüßt hat. Manche sind zu zweit und tanzen, manche sind alleine und werden wehmütig bei den Tangoklängen. Manche kommen einfach so zum Quatschen vorbei.
Und immer wieder geht es um die Frage: Wie lange wohl noch?
Die Prognosen sind so unterschiedlich. Bis Herbst? Bis nächstes Jahr April, bis ein Impfstoff da ist?
Ein Jahr ohne Milongas???…Bleierne Schwermut überfällt uns bei diesem Szenario.
Eine unruhige Nacht folgt diesem Abend.
28. April 2020
Das Studio ist immer noch nicht benutzbar. Lieferengpässe bei Ersatzteilen. Das einzig Gute ist, dass das nicht während des normalen Betriebs passiert…
30. April 2020
Ich habe in diesem Monat zwei Zitate geschickt bekommen:
„Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin)
und
„Und wozu Dichter in diesen dürftigen Zeiten?“ (Hölderlin)
6. Mai 2020
Wieder eine neue Woche. Neue Videos sind zu drehen.
Wir schließen alles an …kein Ton! Mikro defekt! Mist, die waren doch gerade erst gekauft!!
Volker, ein Freund, der auch auf Online-Kurse umstellen muss (was Wunder), hilft uns aus der Patsche und leiht uns seine. Endlich sind wir wieder verkabelt und es kann losgehen.
Körperarbeit…dann Technik…es wummert und dröhnt ständig von draußen.
Vor dem kleinen Raum in dem wir gerade drehen steht ein riesiger Container. Die Werkzeugschleiferei Theilen neben uns ist jetzt wohl ausgezogen und hat die Reste den Schrotthändlern überlassen. Die schmeißen jetzt seit 2 Stunden metallene Gegenstände von der Rampe in den Container…manchmal kloppen sie zusätzlich so lange auf irgendwelchen Metallteilen rum, dass man meint, sie wollten Flocken draus machen.
Unsere Nerven!!! Und unsere armen Schüler*innen die dieses Video schauen müssen. Das Gedonner wird nicht rauszufiltern sein. Einmal fällt ein so großes schweres Teil in den Container dass Tamara beim Filmen voll zusammenzuckt. Rausschneiden? Da müsste man eine komplett neue Tonspur aufnehmen.
Am Ende hilft wieder – wie so oft in letzter Zeit – loslassen!
„Es is‘, wie es is‘!“ – das ist im Moment unser Leitsatz.
7. Mai 2020
Das gemeinsame Video der Hamburger Tangoszene geht online.
Danke an alle für’s Mitmachen.
Danke an Holger für die Idee, die Koordination und den finalen Schnitt.
11. Mai 2020
Die neuen Mikros sind da. Gottseidank rechtzeitig zur nächsten Videorunde…
Wir fahren ins Studio. Die Bauarbeiten im großen Raum scheinen abgeschlossen zu sein, aber das ganze Material liegt noch rum. Der Raum ist wieder nicht benutzbar für unsere Aufnahmen. Von den Bohrungen ist alles voller Staub. Was denken die sich eigentlich??? Ist eh egal wie lang der Raum unbenutzbar ist, die können sowieso nicht arbeiten?
Am Nachmittag bringt uns der nette Herr T. der für die Hausverwaltung arbeitet unseren Schlüssel wieder. Immerhin wird die Grundreinigung des Raumes von denen übernommen.
Wir bitten um einen Termin mit den Eigentümern. Als wir ihm sagen dass es um die Miete geht, redet er wieder von Stundungsmöglichkeiten. Stundung – Das hilft uns nicht. Damit schieben wir den Schuldenberg nur nach hinten.
Wir kontaktieren unsere Mietrechtsanwältin und bitten sie um einen Termin. Eigentlich ist sie sonst für Vermieter tätig, aber das ist ganz gut denn so ist sie im Bilde was die so denken und planen könnten.
12. Mai 2020
Ein langer Tag.
Zuerst Drehen von 10-16 Uhr, kaum ist die letzte Aufnahme „im Kasten“ springen wir ins Auto und machen uns auf den Weg in die Innenstadt zu unserer Anwältin.
Es wird ein langes und mutmachendes Gespräch.
Sie erzählt uns dass diese Situation für alle Parteien neu ist und es deshalb in Mietverträgen keine Regelungen für solche „Ausnahmezustände“ gibt. Da es keine Regelung gibt muss nun also neu mit der Situation umgegangen werden. Seltsame Worte haben diese Juristen… „Risikosphären, Mangel, etc…“
Also: Wir haben einen Mangel, einen 100 prozentigen auch noch. Wer hätte gedacht dass mir so eine Feststellung einmal Mut einflößen würde? Ja, wir haben einen Mangel ( vor allem einen Tango-Mangel und einen Mangel an Perspektive und einen Mangel an Wissen und einen Mangel an )! Wir haben einen riesen Laden der viel Miete kostet und wir dürfen NICHTS tun um diese Miete zu erwirtschaften. Und dies soll unser Problem alleine sein…Inzwischen ist es wohl in den juristischen Diskussionen angekommen dass diese Situation nicht rechtes sein kann.
Das macht Mut!
Aber noch mehr Mut macht uns, dass der Vermieter auch einen Mangel hat. Er dürfte uns nämlich den Raum zur Zeit garnicht als Tanzstudio vermieten weil wir diesen Mietzweck nicht erfüllen dürfen, weil wir behördlich untersagt sind. Dagegen könnte er klagen und wir könnten klagen dass wir die ganze Last der Situation alleine tragen müssen.
Das soll die Taktik für das Gespräch werden. Wir haben ein Problem für das wir nichts können. Aber wir wissen dass ihr auch ein Problem habt. Wir werden bald keine Mittel mehr haben um unsere Miete zu zahlen, wenn ihr uns also als Mieter behalten wollt dann müsst ihr uns entgegenkommen.
Mit geraden Rücken und vielen unbekannten Begriffen im Kopf verlassen wir die Kanzlei.
Unser Nachbar der Sänger hatte neulich auch mal Verhandlungen mit den Eigentümern, vor Corona. Er berichtet dass sie höflich, aber komplett „empathiebefreit“ gewesen wären.
Beim Gedanken daran beginnt die Linie im Rücken zu schwächeln…es ist so ein David gegen Goliath-Gefühl.
Aber immerhin, wir sind im Besitz einer Rechtsschutzversicherung! Ja, und das sollen wir ihnen sagen, sagt unsere Anwältin. Und wenn sie uns da garnicht entgegenkommen würden dann müsse das eben mal „ geklärt werden“. So heisst das in diesem Metier „etwas klären“…vor Gericht. Puh! Kronenpunkt nach oben dehnen, Schultern entspannen!
14. Mai 2020
Gespräch mit den Eigentümern.
Einigermaßen aufgeregt betreten wir am Morgen das Büro der Eigentümer.
Es empfängt uns der nette Herr T. Leider stellt sich gleich heraus dass der Eigentümer noch in einer Sitzung ist und nicht dabei sein kann.
Herr T. hört sich unsere Anliegen an.
Punkt 1: die Option zur Verlängerung unseres Mietvertrages.
Auf Grund der gegenwärtigen Situation ( Corona-Krise und Baustelle) bitten wir um die Verschiebung der Frist bis zu der wir unser Optionsrecht ausüben können.
In diesem Punkt hat er sich schon ein OK von den Vermietern geholt. Die Frist wird um ein halbes Jahr nach hinten verschoben…das ging ja gut.
Punkt 2: Wir bringen die Sprache auf die Miete, versuchen die Begriffe zu verwenden die wir bei unserer Anwältin gelernt haben. Der nette Herr T. schreibt sich alles auf. In diesem Punkt habe er keine Vorgabe und könne nicht dazu sagen. Er werde unser Anliegen den Eigentümern vorlegen.
Und dann ist es auch schon vorbei. Den einen Teilerfolg haben wir in der Tasche…aber in der entscheidenden Frage sind wir nicht schlauer als vorher.
Später telefoniere ich noch einmal mit unserer Anwältin und erzähle ihr wie es war.
Dabei erfahre ich noch einiges über Verhandlungstaktiken und Spielchen aller Art.
Und ich realisiere ein weiteres Mal dass meine Talente nicht in diesem Bereich liegen.
19. Mai 2020
Wir versuchen es zum ersten Mal seit Wochen mit Unterricht per Zoom.
So können wir unsere Schüler wenigstens mal sehen und eventuelle Fragen zum „Schritt der Woche“ beantworten.
Am Anfang der Woche sind noch technische Hilfestellungen bei Schülern zu geben, damit die am Zoom-Unterricht teilnehmen können. Oliver gibt einigen Telefon-Support bei Leuten, die Hilfe bei der Einrichtung oder Bedienung des Programmes benötigen. Dann ist es irgendwann soweit. Wir schleppen zwei Bildschirme und Computer und Kamera in’s Studio. Oliver baut gekonnt alles auf. Für den besseren Ton verkabeln wir uns auch diesmal wieder mit unserem Mikro. Dann geht es los…die ersten bekannten Gesichter tauchen auf dem Bildschirm auf. Ein paar technische „Problemchen noch, dann sind alle da.
Es ist schön, die Schüler*innen wieder zu sehen, mit ihnen sprechen zu können. Zu sehen was sie machen, was man nochmal zeigen oder ergänzen müsste. Es ist natürlich immer noch lange nicht wie früher, aber wenigstens ein bisschen näher, ein bisschen menschlicher.
Oliver ist wieder an der Kamera und verfolgt uns bei den getanzten Sequenzen. Alles ist jetzt ganz anders als die Wochen davor. Beim Videos drehen war es überhaupt kein Thema in die Linse zu sprechen und sich die Menschen dahinter vorzustellen. Ganz anders jetzt bei dieser „getanzten Videokonferenz“. Die Bilder der Kursteilnehmer*innen sind nämlich auf dem großen Bildschirm zu sehen, während die Kamera aber mit Oliver woanders unterwegs ist, um z.B. einen besseren Blickwinkel für die Bewegung zu haben. Wenn wir nun auf den Bildschirm schauen um einem Menschen dort eine Frage zu beantworten dann schauen wir im Bild von den Schüler*innen weg. Wenn das passiert beginnt Oliver hinter seiner Kamera zu winken. Dann erinnern Dörte und ich ich uns: Ach ja, dahin sollten wir ja schauen!…Diese Erkenntnis hält dann jeweils ungefähr 30 Sekunden, dann versuchen wir wieder den Leuten auf dem Bildschirm in die Augen zu schauen.
Am Ende der Kurse tut Oliver der Arm weh vom Winken…Oh Mann, diese Technik!
Die Kurse sind vorbei, wir sitzen im leeren Studio. Es ist still. Wir sind alleine.
Und , wie machen wir jetzt weiter? Live-Unterricht und davon ein Video oder Videos drehen?
Erstmal sacken lassen…
22. Mai 2020
Die Abbrucharbeiten schreiten weiter voran. Jetzt haben wir bald freie Sicht auf die Ostsee , naja, zumindest inzwischen schon auf den Beerenweg. Es staubt ohne Ende. Ich räume die Matten vor dem Studioeingang immer weiter zurück, sonst fahren irgendwelche LKWs über unsere Fußmatten. He! – möchte man rufen – Das ist doch ein Milonga-Eingang hier! Über diese Rampe kommen doch unsere Gäste und Schüler*innen hereinspaziert! Nein, kommen sie nicht.
25. Mai 2020
Heute darf unser Sohn Gabriel (fast 9) zum ersten Mal seit 12 Wochen wieder in die Schule.
Ein Freudentag!! Auch für die Eltern ; )
26. Mai 2020
Die Tanzschulen dürfen wieder öffnen! Erst ist es nur ein Gerücht, am Nachmittag ist es dann offiziell. Zumindest der Unterricht darf wieder starten, allerdings nur unter Auflagen: Nur Paare die einen Haushalt teilen und 2,50m Abstand zum nächsten Paar. Schnell eine virtuelle Teamsitzung ins Leben rufen und mit Dörte reden.
Sofort macht sich Oliver daran auszurechnen wieviele Paare wir im großen Raum unterkriegen könnten. Auf einem Grundriss-Plan des Studios schiebt er kleine schraffierte Quadrate auf Papierstreifen hin und her, denkt und rechnet. „Der Inschenjör denkt auf dem Papör“ ; )
Am Ende steht das Ergebnis: 12 Paare können im großen Raum tanzen mit korrektem Abstand, dazu ein Lehrer*innen-Paar. Juhu!
Hocker aus Plastik zum leichteren Desinfizieren werden bestellt, ebenso Verkehrshütchen zum Abstecken der kleinen Tanzflächen und Pufferzonen.
Jetzt schnell unsere Schüler*innen informieren!
28. Mai 2020
Noch ein letztes Mal Zoom-Unterricht (hoffentlich ist es wirklich das letzte Mal).
Wir verzichten darauf, die Kamera beweglich zu halten. Diesmal hat Oliver die Kamera direkt hinter dem Bildschirm festgemacht auf dem wir die Kursteilnehmer*innen sehen können. So stimmt unsere Blickrichtung und er muss weniger winken. ; )
Dafür müssen wir mehr drauf achten im Bild zu bleiben.
29. Mai 2020
Große Räumaktion im Studio.
Wir treffen uns morgens und beginnen die Möbel aus dem großen Saal allesamt im kleinen Raum zu stapeln.
Ähm, sorry, das ist jetzt ein bisschen unappetittlich: Es ist wirklich unglaublich wieviele Kaugummis man immer wieder unter den Tischen findet! Das war uns schon beim Umzug aus dem alten el abrazo in der Harkortstrasse aufgefallen. Man könnte meinen man räume Schultische durch die Gegend ; )
Am Ende steht der große Saal wie nackt vor uns…seltsam, das erinnert an den Anfang, als der Boden fertig verlegt war. An manchen Stellen die unter Fußmatten verborgen lagen kommt die alte Bodenfarbe zum Vorschein…“Schaut mal, soooo sah unser Boden früher aus!!!“ Einige 100.000 Ochos später hat er die Tangopatina die wir heute kennen.
In einer kurzen Pause sehen wir unsere Nachbarn Herrn und Frau Theilen auf der Rampe vor Schleiferei. Ein ungewohntes Bild…seit wir im Beerenweg sind habe ich die Beiden noch nie nebeneinander auf der Rampe gesehen. Sie sitzen und warten und blicken sinnend… auf 20 Jahre Vergangenheit am Beerenweg. Klar, es ist Monatsende, jetzt endet wohl das Mietverhältnis. Wie es denen wohl geht heute?
Da kommt der nette Herr T. auf den Hof. Wir haben richtig vermutet. Es ist wohl letzte Begehung und Schlüsselübergabe angesagt. „Komisch, da kommt keiner von den Eigentümern um solche altgedienten Mieter zu verabschieden“, sagt Dörte. Zwanzig Jahre waren die auf dem Hof…!
Wir räumen weiter, vermessen, stellen Hütchen auf…am Ende sieht das Studio wie ein Verkehrsübungsplatz aus und hat endgültig die Anmutung der Milonga verloren. Aber, es gilt voraus zu blicken, nicht zurück! Immerhin können wir demnächst unsere Schüler*innen mal wieder vor Ort sehen und echte Menschen unterrichten : )
2. Juni 2020
Erster Unterricht im Studio nach 11 Wochen Pause.
Es ist so schön, endlich wieder echte Menschen in echt im Studio zu haben. Nicht bloß für die Kamera zu unterrichten und die Schüler*innen nur auf dem Bildschirm zu sehen. Die Stimmung ist sehr gut, alle sind so froh wie wir einander wiederzusehen.
Wobei, die Kamera bleibt noch: Da bisher nur Paar aus dem gleichen Haushalt miteinander im Unterricht tanzen dürfen, und manche vorsichtshalber noch nicht wieder kommen wollen, zeichnen wir den Unterricht und die Technikklassen auf. So haben auch die Daheim-Gebliebenen noch ein bisschen Tango…
3. Juni 2020
Bundesweiter Aktionstag für die Petition „Weltkulturerbe Tango in Deutschland retten“.
Um fünf vor 12 Uhr werden in Deutschland heute in vielen Städten vor Rathäusern und Landtagen jeweils 2 Tangos getanzt um auf die Petition aufmerksam zu machen.
In einer Zoom-Konferenz mit vielen Hamburger Tangoschaffenden haben wir eine Woche zuvor die gemeinsame Tanzaktion beschlossen. Leider können wir an diesem Tag nicht vor dem Rathaus tanzen, aber der Jungfernstieg wird genehmigt.
Um 11.30h treffen wir alle am dort ein. Mein Gott, wie lange ist das her dass wir uns alle „in echt“ gesehen haben!! Großes Hallo, ohne die üblichen zwei Küsschen, dafür Fuß- und Ellbogentänze…Die Tanzflächen werden verteilt, die Boxen aufgebaut…dann ist es auch schon fünf vor zwölf.
Mit Masken und Abstand zwischen den Paaren tanzen alle zusammen zwei Tangos. Einige Kollegen stehen mit Plakaten und Flyern vor dem Tanzplatz und passen auf dass alles gut läuft.
Lauter bekannte Gesichter tauchen auf, Gäste, Freunde. Wie lange habe ich diese Menschen nicht mehr gesehen! Wie geht’s euch, was macht ihr? Alle sind ein wenig traurig, allen fehlt der Tango, fehlen die Milongas, die Begegnung…
Bis hoffentlich bald!!! man geht wieder auseinander auf unbestimmte Zeit. Früher hätte man gesagt: Bis Mittwoch oder bis Sonntag!
(Fotos: Aneta Schmalfeld. Danke!)
7. Juni 2020
Christine und Torsten streamen ihre erste Online-Milonga Spezial:
Thema „Este es el rey“ über das Orchester Juan D’Arienzo.
Es gibt schöne, ausgewählte Aufnahmen und informative kleine Geschichten rund um den „König des Rhythmus“. Die 2 Stunden vergehen wie im Flug. Eine tolle Online-Milonga!
Und wie schön die Beiden mal wieder zusammen am Pult zu sehen.
Danke, liebe Christine und lieber Torsten!!
10. Juni 2020
Oliver besucht seit Wochen immer wieder Zoom-Meetings des Tango Community Netzwerkes, einer Plattform für Tangoprofessionelle aus ganz Deutschland. Hier werden deutschlandweite Aktionen koordiniert, wie die Petition zur Rettung des Tango und es wird fleissig darüber diskutiert und daran gearbeitet eine deutschlandweite Interessensvertretung zu gründen.
Beim heutigen Meeting wird die Idee eines Videos vorgestellt, das einer der Kollegen produzieren möchte um auf die Situation der Tanzszene hinzuweisen: Diverse Tangoprofis aus verschiedenen Städten tanzen in ihrem Studio, langsam werden die Tänzer*innen durchsichtig bis sie ganz weg sind, nur noch der Raum bleibt übrig, dann verschwindet auch der.
Bis übermorgen müsste das Video fertig sein. Wir beschließen eine Sequenz dazu beizusteuern.
11. Juni 2020
Wir treffen uns zum Drehen im Studio. Unsere Idee: Wir tanzen in allen 3 Konstellationen, so wie wir auch unsere Kurse gestalten und schneiden das dann so dass es aussieht als würden wir alle gleichzeitig tanzen. Bald sind die Aufnahmen „ im Kasten“… nun ist wieder Oliver dran mit seinem Medientalent. Später höre ich ihn an seinem Computer stöhnen, schimpfen und sich die Haare raufen. Das Paar in der Mitte macht Stress. Es bleibt nicht im abgesteckten Raum sondern tanzt immer wieder in die Räume der anderen rein. Dadurch funktioniert der Effekt im Video nicht. Bei jeder Annäherung der Paare findet eine gegenseitige „Löschung der Körpergrenzen“ statt.
Hmmm….das Paar in der Mitte sind Dörte und ich – und ich führe.
Abstand halten zum Vorderpaar, das kann ich doch auf der Piste! Leider musste ich mir bei der Aufnahme die anderen zwei Tanzpaare vorstellen und bei so einer Luft-Ronda kann man sich ordentlich vertun mit den Abständen… Ende vom Lied, Oliver schneidet uns raus, zwei Tanzpaare müssen reichen ; ) Schade, es sah sooo cool aus, wir drei Tanzpaare!
Tja, so machen wir unsere Erfahrungen mit dem Medium „Video“. Manches klappt und manche Idee muss man verloren geben.
Das fertige Video von Iwan aus Mönchengladbach:
14. Juni 2020
Berthold beglückt uns mit einer weiteren Online-Milonga-Spezial.
„La vida es una tombola“ lautet der Titel.
Berthold spielt Musik von und erzählt Hintergrundinfos zu ausgewählten
Musikern (Elvino Vardaro – Violine) und Komponisten (Sebastián Piana
& Enrique Santos Discépolo).
Dadurch dass das Tanzen nicht mehr im Vordergrund steht, entsteht ein neuer Raum sich mit der Musik und ihren Erschaffern zu beschäftigen. Texte, wer macht sich sonst Gedanken um die Texte die da gesungen werden? Wer hat diese Tangos alle komponiert?
Auch diese Online-Milonga, ein gelungener Abend mit vielen wertvollen Informationen und wunderschöner Musik…Tausend Dank, Berthold !!!
15. Juni 2020
Herr T. der jetzt oft auf der Baustelle zu sehen ist kommt am Morgen ins Studio um den Schlüssel zurück zu geben. Endlich gibt es eine Reaktion auf unser Schreiben an den Vermieter bezüglich einer Mietminderung:
Herr T.: Der Eigentümer bittet um einen Gesprächstermin vor dem 15.6.
Wir : Äh…Heute ist der 15.6.!
Herr T. (zückt sein Handy und schaut nach) : Oh, stimmt! Also dann, sollten wir sehr zeitnah einen Termin finden.
Sehr zeitnah wird in Folge diese Gespräches ein Termin gefunden…
16. Juni 2020
Kleines Krisengespräch mit dem Haus-DJ-Team. Wir fragen uns wie es mit den Online-Milongas weiter gehen soll. Die Zuhörer-Zahlen werden immer weniger. Macht das noch Sinn?
Natürlich ist das alles nur ein schwacher Ersatz für das was man sonst an einem Abend in der Milonga erlebt: Viele verschiedene Begegnungen und Gespräche. Vielleicht sich ein wenig „schön machen“ vorher, aus dem Haus gehen, Freunde treffen. Und danach über alles nachsinnen oder einem Menschen der einem nahe steht von all dem erzählen, was man erlebt hat…
Das alles kann man ja nun nicht machen im Moment.
Paare die zusammen leben oder einen Haushalt teilen, könnten zu Hause tanzen und einige tun das ja auch. Aber für viele ist aber das bloße Hören der Musik schmerzhaft, erinnert es sie doch zu sehr an das, was sie vermissen. Diese Menschen erzählen mir dass sie deshalb nicht zur Online-Milonga „kommen“.
Unsere großartigen Haus-DJs lassen sich jedoch nicht entmutigen und erklären sich bereit weiterhin Spezial-Milongas vorzubereiten. Darüber hinaus wird Oliver auch in Zukunft pro Monat eine normale Milonga, nur mit Musik anbieten. Mal sehen, wie sich die Dinge weiter entwickeln…
22. Juni 2020
Die Initiative „Let’s save el abrazo“ geht online.
8 wunderbare Menschen (Anita, Christine, Edda, Peter, Torsten und Wolfgang (aus Hamburg), Nicola Mirus (aus Heidelberg) und Wolfgang Weuste (aus Köln/Haan)) sind an uns herangetreten. Ihr Vorschlag: „Wir gründen eine Initiative. Wir wollen die lieben Menschen zum Vorbild nehmen, die das Studio in den letzten Wochen und Monaten mit z.T. regelmäßigen Beiträgen unterstützt haben um die Betriebskosten zu decken. Die Situation wird sich nicht so schnell verändern. Lasst uns die Menschen animieren, dies über die nächsten 6 Monate verbindlich weiter zu tun. Und lasst uns auch die internationalen Gäste der Tangomarathons und Encuentros der letzten Jahre ansprechen, die das el abrazo ebenfalls lieben.“
Wir sind zutiefst berührt von diesem Engagement. In den nächsten Tagen und Wochen sprechen diese 8 Leute persönlich eine Vielzahl von Menschen an und werben eine überwältigende Zahl an Spenden ein.
Wir sind sprachlos. Es ist unglaublich, diese Unterstützung und Wertschätzung zu spüren und wir schöpfen Hoffnung, dass das Studio weiterleben kann…
Seid umarmt. Danke! Von Herzen.
29. Juni 2020
Für Oliver und mich beginnen jetzt unsere „Ferien“ in Hamburg. Und es regnet.
Und regnet…und regnet…ja, es ist gut für die Landwirtschaft! Aber es ist ganz schlecht für die Stimmung!!!!
Wir lesen, kochen, genießen es abends nicht zur Arbeit zu gehen, Zeit mit unserem Sohn zu haben. Wir versuchen nicht an das Studio zu denken. Die Sisyphos-Arbeit der Selbständigen.
Denken Sie bitte nicht an ein rosa Kaninchen!
Nicht daran denken geht eigentlich ansatzweise nur wenn wir weg sind, weg von zu Hause.
Aber das geht im Moment nicht, es geht weder finanziell noch innerlich. Das Gefühl nach getaner Tat auszuatmen und die Dinge ein paar Wochen ruhen zu lassen, stellt sich in dieser unsicheren Zeit einfach nicht ein. Wie denn auch?
Die Arbeit der letzten Monate fühlt sich an wie der Bau eines Brückenpfeilers in eine unbestimmte Zukunft hinein, nicht wissend wann dieser Pfeiler wieder Boden erreichen wird…
Immer wieder kreisen meine Gedanken darum was denn passiert wenn alles so weitergeht und im Herbst nochmal eine zweite Welle kommt.
Wo ist die dünne Linie zwischen „Positiv denken“ und „realistisch denken“???
Ach, das ganze Denken hilft ja sowieso nichts.
Währenddessen schmeisst Dörte im Studio das Ferienprogramm und unterrichtet den Schritt der Woche alleine, nacheinander beide Rollen alleine vortanzend…sie berichtet mir dass viel gelacht wird : ))
30. Juni 2020
Die Stadt Hamburg gibt neue Verordnungen heraus.
Wir lauschen der Pressekonferenz, wir besprechen die Details mit den Hamburger Tangokolleg*innen im gemeinsamen WhatsApp-Chat…Personen aus verschiedenen Haushalten…bis zu 10 Personen…juhu!! Aber „Tanzlustbarkeiten“ weiterhin untersagt. Seufz!
3. Juli 2020
Der Eigentümer möchte ein Gespräch mit uns. Nicht ans Geschäft-Denken hat sich erübrigt.
Aber das hatten wir ja auch erwartet, nach unserem Schreiben.
Und weil es so schön viel geregnet hat, hatte Oliver Zeit und Muße sich ein Buch über Verhandlungstrategien von einem amerikanischen Profi auf diesem Gebiet zu Gemüte zu führen. Der Autor war Chef-Unterhändler des FBI in Fragen Geiselnahme…das scheint mir gerade angemessen für den Kontakt mit unseren Vermietern ; )
Die verbleibenden Tage bis zu unserem Termin verbringt er damit sich Strategien zurecht zu legen für das Gespräch. Am Abend davor stellt er uns seinen Plan vor. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl dass wir Chancen haben diesmal den Raum über Wasser verlassen zu können.
7. Juli 2020
Termin mit dem Vermieter. Wieder sitzen wir im Büro und warten. Diesmal dauert es nur 20 Minuten bis Herr T und der Eigentümer auftauchen.
Das Gespräch geht los und Oliver behält seine Strategie im Auge, bleibt klar und ruhig.
Zwischendurch wird sogar gelacht…
Es wird ein zähes Hin und Her zwischen den verschiedenen Bedürfnissen.
Am Ende gelingt es Oliver, ihn durch eine Frage dazu zu bringen seine Vision für diesen Hof zu formulieren. „Das was sie da machen und ihr Nachbar, der mit Musik arbeitet, das finden wir eigentlich gut. Das wollten wir gerne auf unserem Hof haben“…
Na, dann…sollten doch mal alle Beteiligten alles dafür tun dass das so bleiben kann.
Wir für unseren Teil haben in den letzten Jahren hart gearbeitet für unsere Vision.
Wir haben sparsam gelebt und konservativ gewirtschaftet. Und immer brav unsere Miete gezahlt.
Jetzt, finden wir, ist er auch dran.
Er werde das jetzt noch einmal mit seinem Bruder besprechen ( der Mit-Eigentümer ist ) und sich dann Ende des Monats bei uns melden.
Wir verlassen das Büro, gehen ein paar Meter bis wir ausser Sichtweite sind und vollführen einen kleinen Jubel-Tanz. Zwar wissen wir noch immer nichts, aber wir haben jetzt das Gefühl ALLES in unserer Macht stehende getan zu haben in dieser Situation. Der Rest ist jetzt Schicksal…
19. Juli 2020
Christine und Torsten veranstalten eine weiter Online-Milonga-Spezial zu einem speziellen Orchester.
Dieses Mal ist Carlos Di Sarli die Hauptperson
El Señor del Tango
Wir alle haben wohl als Tangoanfänger und -anfängerinnen zur Musik von Carlos Di Sarli tanzen gelernt. Wird sie uns deshalb langweilig? Eines der Mysterien von Di Sarli ist, dass seine Tangos uns auch als erfahrenen Tänzer*innen ins Herz und in die Beine geht.
Es gibt Di Sarlis Musik und kleine Geschichten aus 4 Jahrzehnten, gewürzt mit einigen Tangos anderer Orquestas und Wegbegleiter. Zum Zuhören für die, die keine*n Tanzpartner*in zuhause haben, und zum Tanzen für alle, die es dabei nicht auf dem Sofa hält.
Die Online-Milonga ist ein Genuß!
Danke ihr Lieben.
27. Juli 2020
Gestern habe ich zum ersten Mal seit vier einhalb Monaten mal wieder Tangounterricht gegeben mit Anfassen. Wir waren im Ferienprogramm unter 10 Personen und konnten somit auf Wunsch auch mal wieder direkt mit den Schüler*innen tanzen. Endlich mal wieder direkt mit dem Körper sprechen, etwas fühlbar machen, statt immer über die Worte nur den Intellekt anzusteuern.
Lieber Gott, bitte mach dass es keine zweite Welle gibt!
31. Juli 2020
Neue Änderungen der Verordnungen sind rausgekommen: Menschen aus verschiedenen Haushalten dürfen wieder miteinander tanzen.
Juhu!! Das wird unsere Schüler*innen freuen, die keine Paare sind und die bisher nur zu den Technik-Klassen kommen konnten.
Victor verlässt uns.
Unter sehr kreativen Bedingungen hat mein Sohn Victor in der letzten Zeit Aufnahmeprüfungen für Hochschulen für zeitgenössischen Tanz absolviert. Zum Teil noch vor Corona vor Ort, zum Teil online, zum Teil unter verschärften Hygieneauflagen.
In allen Schulen kommt er in die letzte Runde und z.T. auf die Warteliste.
In Salzburg klappt es dann. Victor bekommt einen Studienplatz für Zeitgenössischen Tanz.
Mein Mutterherz ist glücklich und stolz…und gleichzeitig weint es ein wenig.
Nun geht mein großer Sohn endgültig in die Welt hinaus. Die letzten Jahre hatte ich noch den „Luxus“ ihn jede Woche nach der Arbeit hinter’m Tresen zu treffen. Das ist jetzt vorbei.
Und warum schreibe ich das in’s Corona-Tagebuch?
Viele von euch kennen Victor gut von seiner Arbeit hinterm Tresen. Viele haben ihn über die vielen Jahre begleitet, einige – wenige – haben ihn sogar vor vielen Jahren in meinem Bauch tanzen sehen…
Vielleicht würdet ihr euch wundern wo er geblieben ist, wenn es eines schönen Tages mal wieder Milongas gibt und kein Victor hinterm Tresen…
Leider gibt es keine Abschiedsmilonga zu Victors Ehren, in der wir ihm danken für all das Herzblut das er in diesen Tresenjob gegeben hat. Kein rauschendes Abschiedsfest bei dem wir ihn alle nochmal umarmen und drücken können.
Dann eben auf diesem Wege…
Ich stelle mir vor es ist „Victors letzte Milonga“…
Ich stehe wartend am DJ-Pult , das Mikro ist an, Pausenmusik…Zeit für die Ansage.
Ich gehe in die Mitte und sage die nächsten Milongas, DJs und Gastgeber*innen an. Dann kommen Dörte und Oliver mit einem Strauss Sonnenblumen ( die Edda irgendwo auf einer Wiese „weggefunden“ hat). Ich versuche meine Emotionen im Zaum zu halten und spreche weiter:
Tja, und dann gibt es heute auch eine traurige und gleichzeitig frohe Botschaft zu verkünden:
Victor!! Komm doch mal bitte in die Mitte…!
Victor hat einen Ausbildungsplatz an einer Schule für Zeitgenössischen Bühnentanz in Salzburg bekommen und wird Mitte September Hamburg verlassen!
Das ist die frohe und gleichzeitig traurige Nachricht, denn das el abrazo wird einen seiner längsten und treuesten Mitarbeiter verlieren.
Victor, wir danken dir für die vielen Jahre die du im el abrazo gearbeitet hast, Mittwoch für Mittwoch ( Sonnenblume)…
Sonntag für Sonntag ( Sonnenblume).
Wir danken dir für deine Freundlichkeit ( Sonnenblume),
deinen Charme (Sonnenblume) und deine immerwährende Ruhe, auch in Momenten in denen die Schlangen in der Cafémilonga zu lange wurden. Und dennoch bekam jeder Cappuccino noch eine Milchschaumverzierung. (Sonnenblume)
An dieser Stelle möchte ich auch euch, liebe Gäste, für die Geduld in der Schlange danken!!! Die Jungs und Mädels hinterm Tresen haben wirklich ihr bestes gegeben euch so schnell wie möglich mit Café und Kuchen zu versorgen ; )
Victor, wir danken dir für all die Überstunden, wenn jemand Geburtstag hatte und es mittwochs später wurde. (Sonnenblume)
Wir danken dir für all die kleinen Extraarbeiten, die du immer wieder übernommen hast und für die vielen Male in denen du „kurz mal“ für uns in’s Studio gefahren bist um bei einer Vermietung was zu „retten“ oder einen Schlüssel zu übergeben oder zu übernehmen. (Sonnenblume)
Wir danken dir für das Einarbeiten all der Leute die nach dir, oder sogar durch dich zum Tresenteam hinzugekommen sind. (Sonnenblume).
Wie zum Beispiel Sophia.
Und hier kommt die zweite traurige Nachricht.
An dieser Stelle müssen wir uns leider auch von Sophia verabschieden, die inzwischen ihre Ausbildung in Hamburg beendet hat und uns ebenfalls verlassen wird weil sie ih ihre Heimat nach Bayern zurückkehrt.
Danke auch Dir, Sophia, für deine wunderbare und verlässliche Arbeit in den letzten 3 Jahren!
(Sonnenblume mal 5)
Umarmungen, Applaus…
Dann wünsche ich euch noch eine wunderschöne Restmilonga mit der Musik von…
Torsten, Suse, Christine, Brigitte, Berthold…unsere wunderbaren Haus-Dj(ane)s!!
Applaus!
9. August 2020
Es gibt wieder eine Online Milonga Spezial , diesmal wieder von Berthold.
Es geht um besondere, teilweise tangountypische Instrumente die bestimmte Orchesterleiter in ihren Tangoaufnahmen eingesetzt haben. Und im zweiten Teil um den Dichter Homero Manzi, der viele Tangotexte auf dem Gewissen hat, zu denen wir alle schon viele Runden getanzt haben. Wie schon in den Spezialmilongas davor gibt es viele spannende Informationen und , weil ich diesmal nur lausche höre ich vieles was mir vielleicht sonst beim Tanzen garnicht aufgefallen wäre.
Ein schöner, Tangosehnsucht erzeugender Abend! Danke, Berthold!!
10. August 2020
Unser Sommerprogramm geht zu Ende und wir starten wieder in unseren normalen Kursbetrieb. Leider gibt es keine Änderungen für Tanzschulen und so bleiben uns die Kästchen weiter erhalten. Wir entschließen uns daher die Themen, die wir in unseren Kursen geplant hatten erstmal hintan zu stellen. Unser aller Hauptthema ist ja im Moment wohl „Tanzen in Kästchen“ ; ) Darauf passen wir nun das Unterrichtsmaterial an.
Und man muss sagen, einen (einzigen) Vorteil hat das Ganze ja: Die Schüler*innen lernen gezwungenermaßen auf der Stelle oder zumindest in einem kleinen Raum zu tanzen. Diese Fähigkeit wird später allen zugute kommen wenn es irgendwann mal wieder Milongas mit Ronda geben wird.
Damit es aber auch mal wieder ansatzweise Tanzfluss im el abrazo gibt, schwingt Oliver erneut den Zollstock, vermisst und klebt und formt somit langsam die räumliche Struktur für unseren Trainingsabend SPEZIAL.
Mein Gott, da hat man soooo viel Platz, sooo viele Quadratmeter und trotzdem kommen unter korrekter Einhaltung aller Abstandsregeln nur 9 Tanzpaare dabei raus.
9 Paare können ab jetzt freitags und sonntags mit jeweils 2,5m Abstand in einer Ronda tanzen und sich zum Ausruhen zwischendurch hinsetzen, an einen eigenen Tisch, der von den anderen Tischen jeweils 1,5m entfernt ist.
Gedacht , gemessen, getan…
Zu den Kästchen-Markierungen für den Unterricht kommen jetzt noch Markierungen in der Ronda-Strecke hinzu, die helfen sollen den Abstand beim Tanzen zu halten. Unser schöner Holzboden ist voller geklebter Striche und Ecken…
Das erinnert mich an den legendären Club Sunderland in Buenos Aires.
Das „Sunderland“ war total angesagt, als ich begann nach Buenos Aires zu reisen. Ein paar berühmte Milongueros kamen aus diesem Club. Man fuhr ewig mit einem Taxi in einen gefühlt sehr entlegenen Stadtteil und beim Eintreten stellte sich heraus dass der Club die Woche über eine Turnhalle war mit Markierungen für diverse Spielfelder auf dem Boden und hochgeklappten Basketballkörben an den Seiten. Am Samstag aber verwandelte er sich in einen Tanzsaal. Die Leute aus dem Barrio ( Stadtteil) warfen sich in Schale und gingen schwofen. Und die Tangoprofis aus dem Centrum kamen auch dorthin und natürlich die Touristen, wie ich eine war. ( Aber damals, 1996, gab es noch nicht so viele…)
Im Sunderland konnte man auch essen. Das hatte ich vorher in keiner anderen Milonga gesehen. Leute saßen an riesigen, langen Tischen und es gab irgendwelche frittierten Speisen, die sehr stark nach „Hüftgold“ aussahen. Und nach dem Essen wurde getanzt.
Davon habe ich eigentlich auch immer heimlich geträumt…von einer Milonga in der man auch gut essen kann. Aber dafür müsste man in Deutschland ja eine Genehmigung für ein Restaurant UND eine Milonga haben…und eines ist ja schon kompliziert genug…vor allem in Corona-Zeiten.
16. August 2020
Erster Trainingsabend SPEZIAL:
Jetzt haben wir fast 20 Jahre Milongas mit vielen, vielen Menschen gemacht, große Bälle mit internationalen Gästen und beim ersten Trainingsabend SPEZIAL sind wir doch ein kleines bisschen aufgeregt.
Als die ersten Gäste eintrudeln wird klar, die Aufregung ist unnötig. Die Besucher*innen sind alle langjährige Stammgäste, die Stimmung ist gelöst und freudig. Alle halten sich an die ungewohnten Vorschriften und nehmen die Situation mit Humor.
Und als die 9 Paare sich in der Ronda auf der Tanzfläche drehen sind wir ganz berührt…
Fast 5 Monate ist die letzte Milonga her und dass hier ist das erste Aufschimmern einer milonga-ähnlichen Ronda…
18. August 2020
Heute um 15 Uhr hätte der nächste Termin mit dem Vermieter sein sollen.
Leider wird dieser sehr kurzfristig abgesagt.
Puh, viel innere Vorbereitung und Aufregung erstmal vergeblich.
Es fühlt sich an, als hätte man sich einige Tage auf einen wichtigen Showtanz vorbereitet, die Milonga läuft schon, man ist schön nervös und kurz vor der Ansage heißt es „ihr tanzt übrigens heute doch nicht.“
Tja, aus welchen Gründen ich immer ist der nächste Termin am 8.9. möglich.
Weiter warten…
20. August 2020
Ich komme auf den Hof und kann plötzlich durch die Fenster von Theilen den blauen Himmel dahinter sehen. Ich trete durch die Türe die früher ins Büro der Firma geführt hat und stehe plötzlich quasi im Freien, mit Blick auf den hinteren Hof ( in dem man immer parken musste wenn vorne schon alles voll war). Krass, der Teil des Gebäudes wird also von hinten abgerissen.
So kriegen die Kollegen die hinten gemietet haben auch was zu sehen.
So viel Zerstörung…das ist manchmal schwer anzuschauen in diesen belastenden Zeiten.
Naja, kommt was Neues, hoffentlich Schönes drauf…der Eigentümer spricht von „Brooklyn Style“
Hoffentlich kommt auf die Corona-Krise auch was neues und schönes drauf.
27. August 2020
Mein erster Trainingsabend.
Ich bin ganz aufgeregt wie das wohl sein wird…Gastgeberin, Djane und Thesenkraft in Personalunion. Ich stehe hinterm Tresen und schaue auf die kleine Runde an Tänzer*innen und bin ganz gerührt. Es ist wieder eine kleine Ronda in unserem Raum, ich freue mich !
Victor packt unterdessen in seiner Wohnung seine Sachen – morgen ist Umzug nach Salzburg angesagt.
Ich schicke ihm ein Foto mit Unterschrift: Grüße aus dem Studio!
5 Minuten später ist er plötzlich da und steht mit mir hinterm Tresen:
„Da sehe ich ja doch noch mal eine Milonga…“, sagt er.
Wir stehen und genießen den Augenblick, dann gehts wieder zurück zu den Kisten.
3. September 2020
Die Bagger rücken uns immer näher. jetzt wird das direkt angrenzende Haus abgerissen.
Es rumpelt und wackelt alles, Wände erzittern…man bekommt es zwischendurch mit der Angst zu tun. Einmal zieht der Abrissbagger an einem Rohr, das durch unsere Einheit geht. Die Verkleidung des Rohres und kleine Putzstückchen beginnen von der Decke zu rieseln…Wir müssen schnell raus rennen und ihn davon abhalten weiter zu ziehen.
„Ich dachte das sei schon abgetrennt“, sagt der Baggerfahrer.
Wie gut, dass wir gerade vor Ort waren…nicht auszudenken was hier passiert wäre wenn er weiter daran gezogen hätte.
Am Abend nach dem Kurs räumen wir mit vereinten Kräften ( Danke an Christin, Jean und Sophia!!) alle Tische und Stühle wieder an ihre Plätze denn wir haben am Wochenende die EINZIGE Hochzeits-Vermietung für das verbleibende Jahr!! Juhu, wenigstens eine ist uns geblieben!
6. September 2020
Und heute alle Möbel wieder retour, damit am Abend der Trainingsabend SPEZIAL und am Montag das coronaregelkonforme Tanzen in „Paar-Zellen“ wieder weiter gehen kann.
Puh, ich merke mein Kreuz!
7. September 2020
Der Abriss des Hauses hat leider auch zur Folge, dass der Mieter über uns eine neue Wasserleitung gelegt bekommen muss.
Wir bekommen also wieder Handwerkerbesuch. Der Ablauf ist immer derselbe. Es heisst, wir müssten mal kurz für ein paar Stunden in den Raum, dauert nicht lange. Macht auch keinen Staub!
Das Ende ist leider auch immer dasselbe. Die Arbeiten dauern Tage und der kleine Raum ist nachher total eingestaubt.
So langsam macht mich diese Baustelle draussen und drinnen echt fertig.
Eine Kernbohrung soll vorgenommen werden. Ich habe währenddessen eine Einzelstunde und verstehe mein eigenes Wort nicht, geschweige denn dass man die zarten Klänge von Fresedo vernehmen kann. Zum Glück sind meine Einzelschüler so tolerant und verständnisvoll…
Die große Übung besteht wohl darin ganz ruhig zu bleiben und das alles nicht persönlich zu nehmen. Eine Art geistiges Muskeltraining…
8. September 2020
Heute ist wieder ein Treffen mit dem Eigentümer angesetzt. Diesmal wird seine Anwesenheit einen Tag vorher abgesagt. Diesmal schockt es uns nicht mehr so.
Wir versuchen unsere Anliegen mit dem netten Herrn T. zu besprechen.
Nach dem letzten abgesagten Termin hatten wir eine lange Email geschrieben in der wir unsere Doppelbelastung durch Corona und durch die vom Eigentümer erzeugte Baustelle erklärt hatten.
Als Ausgleich forderten wir eine entsprechende Mietminderung die eine kleine Beteiligung an beide Belastungen wäre.
Das noch sehr unkonkrete Angebot des Vermieters umfasst eine Hilfe jetzt und sieht im Gegenzug eine „kleine“ Mieterhöhung ab 2022 vor.
Hä? Wie bitte? Wir bitten um ein Entgegenkommen und sollen dafür mehr Miete bezahlen???
Irgendwas läuft hier schief.
Wir erklären dass das für uns nicht in Frage kommt und erklären ein weiters Mal unsere Situation. Also weiter verhandeln…
11. September 2020
Die Baustelle im kleinen Raum ist abgeschlossen – der Raum erwartungsgemäß total eingestaubt und muss grundgereinigt werden.
14. September 2020
Eine weitere Baumaßnahme im kleinen Raum wird angekündigt. Hurra!
Der Mieter von oben benötigt auch ein neues Abflußrohr. Einer der Eigentümer kommt mit Herrn T. um den kleinen Raum zu besichtigen. es soll wiedermal eine Kernbohrung vorgenommen werden und ein Rohr oben an der Decke entlang geführt werden das hinter unseren Spiegeln mit den anderen Rohren zusammengeführt wird.
Dauert nicht lange – ein paar Stunden.
Macht auch keinen Staub!
Ich sage dass ich die Nummer mit dem Staub schon kenne und dass das so nicht gehe.
Wir sprechen mit Herrn T. ab dass der Raum mit einer Folie abgeklebt wird, damit der Staub ( der natürlich nicht entstehen wird) nur im vorderen Teil des Raumes bleibt, dort wo gearbeitet wird.
15. September 2020
Wir kommen morgens ins Studio und der kleine Raum ist vollkommen eingestaubt, eine mickrige Plastikplane hängt über den vorderen Tischen.
Ich möchte plötzlich weinen.
Die Handwerker bohren und machen. Dann gehen sie alle nach oben um dort weiter zu arbeiten.
Wir beginnen mit unserer Unterrichtsvorbereitung.
Plötzlich klingt es im kleinen Raum verdächtig nach Regenwald.
Wir springen auf und stürzen nach nebenan – und tatsächlich – es regnet von der Decke auf den schönen Eichendielenboden!
Durch das frisch gebohrte Loch in dem ein noch nicht abgedichtetes Rohr steckt plätschert es munter herunter. Was ist da los??? Wir holen die Handwerker, sie rennen panisch hoch…da oben hat sich eine Dusche selbst angestellt, aus hygienischen Gründen.
Seltsam, dass man an einem Wasserrohr arbeiten kann ohne dafür das Wasser abstellen zu müssen. Es tropft noch immer durch das Loch in der Decke.
Die Klempner haben noch nicht mal einen Eimer in ihrem Repertoire. Den müssen wir holen.
Wassersauger?
Haben wir…aber nicht mit!
Klar, haben wir auch! Stellen wir ihnen selbstverständlich zur Verfügung bzw. weil alle gerade so hirnlos rumrennen saugen wir es gleich selber weg.
Zum Glück bekommen wir so das meiste Wasser vom Boden, so dass kein weiterer Schaden auf dem Holz entsteht. Nicht auszudenken wie das gelaufen wäre wenn wir nicht da gewesen wären.
Und weil das noch nicht reicht für einen Tag durchtrennt der Bagger bei den Abrissarbeiten weniger später das Telefonkabel.
Das Telefonkabel war vor einigen Wochen ganz frisch neu verlegt worden. Damit es bei den Abbrucharbeiten nicht beschädigt wird. Nur hatte dem Baggerfahrer das keiner gesagt…
16. September 2020
Es tropft noch immer von der Decke, immerhin reicht inzwischen ein Eimer zum Auffangen.
Ich bin alleine im Studio, tanze ein wenig für mich.
Der Baggerdinosaurier frisst sich Stück für Stück voran und nagt gefühlt an der Aussenwand des kleinen Raumes.
Wieder höre ich seltsame Geräusche…als ich in den kleinen Raum komme ist dieser voller Wasserflecken, alles ist gesprenkelt…Holztische, Stühle, Lampen an der Decke und der Boden.
Ich rufe wieder einen der Klempner ( zum Glück rennen die zur Zeit überall auf der Baustelle rum).
Er kommt kurz rein und will mir mit ein bisschen Klopapier helfen aufzuwischen. Danke, das ist nett, aber das mache ich besser mit einem alten Handtuch…tief durchatmen.
Er geht raus zum Baggerfahrer. Dann kommt er wieder. Der Baggerfahrer hat versucht ein Stück Rohr aus der Wand zu ziehen, darin war wohl Restwasser, welches daraufhin durch den Raum gespritzt ist. Der Klempner sagt: Ich war noch garnicht fertig mit dem Rohr.
Als ich später kurz mit den Mann vom Abrissunternehmen spreche sagt dieser: Der Klempner sagte das Rohr sei getrennt!
Mir scheint wirklich dass es hier gefährlich an Kommunikation mangelt.
Hier weiss wohl eine Hand nicht was die andere macht .
Und dass während ein Monster von Maschine mit unglaublicher mechanischer Gewalt Stück für Stück ein Gebäude zerlegt.
Und die Telefonleitung, die sie gestern gekappt haben? Da haben wir doch Bescheid gesagt dass die neu gelegt und aktiv ist. „Tja, die war halt an einer Wand befestigt die weg sollte…!“
Während ich mit den Arbeitern draussen rede schaut sich einer die gekappte Leitung an.
„In zwei Stunden geht das Telefon wieder“, sagt er.
Wer’s glaubt wird selig denke ich.
Doch nach eineinhalb Stunden steckt derselbe Mensch den Kopf zur Tür rein:
Telefon müsste wieder laufen!
Und er hat recht. Das ist doch mal ein schöner Tagesausklang, nach all dem Nervenkrieg heute…
(Fast ) selig fahre ich heute nach dem Unterricht nach Hause.
17. September 2020
Themenkurs am Donnerstag Abend…
Dörte und ich stehen in unserem Mittelkästchen und warten. Noch ist es still im Raum.
Die ersten SchülerInnen kommen rein und bleiben in unserer Nähe stehen. Gespräche entstehen.
Die Nächsten kommen rein, stellen sich dazu, reden mit. Dann wieder ein Paar…langsam entsteht so etwas wie ein großer Kreis.
Ein ehemaliger Lehrer kommt rein: „Ach, guck mal, Stuhlkreis!“
Sagt’s und stellt sich auch dazu. Wir stehen und reden miteinander in einer großen Gruppe.
Es ist so schön. Die Menschen reden einfach und vergessen die Zeit und ich vergesse sie auch – aber nur fast…
„Äh, soll ich mal Musik anmachen?“
Großes Gelächter, ach ja, stimmt, wir wollten ja Tango tanzen!!
Alle ordnen sich in ihre Paar-Zellen ein.
Der reguläre Unterricht beginnt.
Was für ein schöner Moment!
Die Milonga ( die zur Zeit nicht stattfinden kann) ist eben auch ein sozialer Ort.
Menschen begegnen sich hier. Es geht um Tanz aber eben nicht nur darum.
Es geht um Begegnung allgemein.
19. September 2020
Heute bekommt das el abrazo einmal ein ganz neues Publikum.
Heute ist Kindergeburtstag!
Eigentlich wollten wir Gabriels 9. Geburtstag Ende August draussen feiern, aber leider war das Wetter an den angesetzten Terminen immer schlecht.
So haben wir beschlossen seinen Kindergeburtstag zum Teil im Studio nachzufeiern.
Wir decken einen Tisch für seine kleinen Gäste. Die Kinder kommen und bestaunen die Baustelle.
Die Eltern bestaunen den schönen großen Raum.
Dann wird Kuchen gegessen und herrlich herumgerannt…soooo viel Platz!!!
Da unser Sohn aber eher die Rabauken aus seiner Klasse eingeladen hat, gehen wir nach dem Kuchenessen und Geschenke auspacken lieber noch zum Klettern in eine Boulderhalle…das befriedigt den Bewegungsdrang und schützt unsere Möbel ; )
Am Ende gibt’s nochmal Pizza im Studio, dann ist Abholzeit.
Ein schöner Geburtstag…Gabriel ist glücklich!
Wie schön, unseren Tangoraum auch einmal in so einer Funktion erlebt zu haben.
Eine Erinnerung mehr in diesem Raum…
24. September 2020
Online-Milonga-Spezial mit Christine und Torsten.
Christine und Torsten gestalten einen mitreissenden Abend über die „verhexten Hände“ von Rodolfo Biagi. Musik aus unterschiedlichen Epochen, Anekdoten und Hintergründe. Im Nu sind 2 Stunden rum. 1000 Dank!
25. September 2020
Zoom-Meeting… 🙂
Viele von euch verbringen wahrscheinlich ebenfalls viel Zeit in irgendwelchen Zoom-Meetings.
Wir auch.
Immer wieder treffen wir uns mit den Hamburger Tangokolleg*innen um über die Lage zu sprechen, uns auszutauschen, die Vorschriften zu verstehen oder gemeinsame Aktionen zu besprechen.
Auch auf Deutschland-Ebene gehen die Gespräche weiter. Mit Kolleg*innen aus verschiedenen Orten in Deutschland sprechen wir über die unterschiedlichen Vorschriften in unterschiedlichen Bundesländern, hören wir andere mit positiv Getesteten in ihrer Schule umgehen oder beraten über Fördermöglichkeiten.
Auch die Bestrebungen eine deutschlandweite Interessensvertretung für Tangoprofis zu schaffen gehen weiter. Es bildet sich eine Taskforce, die mit Unterstützung eines Anwaltes die Gründung eines Verbandes vorbereitet…
… viel sprechen, viel zuhören… 🙂
25. September 2020
Es ist wieder Trainingsabend SPEZIAL und es ist so schön euch alle zu sehen!
Danke für eure Unterstützung, eure guten Wünsche und die Bitte durchzuhalten. Das tut gut!
29. September 2020
Zu viel haben unsere Gedanken in den letzten Monaten um das gekreist, was gerade nicht mehr geht. Es wird Zeit den Blick auf andere Dinge und neue Möglichkeiten zu richten!
Nachdem wir in den letzten Jahren hauptsächlich auf Vermietungen für Hochzeiten gesetzt hatten, wollen wir nun das Studio mehr für Firmenevents und Workshops anbieten.
Schließlich brauchen viele Firmen für ihre Tagungen derzeit größere Räume.
Da wir mit diesem Bereich noch keine Erfahrung haben, treffen wir uns mit einem alten Freund der inzwischen als Projektleiter tätig ist und schon viele Workshops mit diversen Teams an diversen Orten erlebt hat.
Er schaut sich die Räume an und ist begeistert vom Charme des Studios.
„Schon allein dass in diesem Raum sonst getanzt wird ist cool“
Er erzählt wie solche „Workshops“ laufen, welchen Zweck solche besonderen Events haben und was es alles an Grundausstattung bräuchte für diese Art von Vermietungen.
Jetzt heisst es über alles nachdenken, rechnen, recherchieren.
Das Projekt „Vermietung an Firmen“ beginnt Formen anzunehmen.
Einer der Schritte: Menschen aus unserem Netzwerk ansprechen!
Also, dann tue ich das mal hiermit, schon ein erstes Mal.
Hallo Ihr da draussen, denen dieser Raum offensichtlich am Herzen liegt!
Kennt ihr Menschen die ab und zu einen kreativen Raum für einen Firmen-Workshop brauchen?
Wir hätten da einen anzubieten…erzählt es weiter!!!
Link zu neuer Vermietungswebseite mit frischen Fotos und Infos kommt zeitnah, Danke!
5. Oktober 2020
Und immer noch Verhandlungen mit dem Vermieter, bzw. mit seiner rechten Hand Herrn T. … wir bleiben dran…
12. Oktober 2020
Auch die Arbeit im Tango Community Netzwerk Deutschland geht weiter. Die Arbeitsgruppe, die sich mit den vorbereitenden Arbeiten zur Gründung eines Dachverbandes für Tangokulturschaffende in Deutschland beschäftigt, trifft sich regelmäßig per Zoom. Sie wird in Kürze mit Vorschlägen an die Tango-Öffentlichkeit gehen.
15. Oktober 2020
Und natürlich, die Abrissarbeiten gehen weiter. Bald sind alle Gebäudeteile, die nicht stehen bleiben sollen abgerissen. In der Baugrube gehen die Bauarbeiten bereits voran.
18. Oktober 2020
Der Trainingsabend SPEZIAL verändert seine Optik. Die Hocker verschwinden und Stühle ziehen ein. Die Hütchen verschwinden und das Licht wird gemütlicher. Es sieht schon ein bisschen mehr aus wie eine Milonga, allerdings wie eine sehr leere Milonga. Aber immerhin, die Besucher*innen genießen es – und wir auch.
20. Oktober 2020
Es macht Spaß zu unterrichten. Zwar ist es nach wie vor ein Unterricht unter Auflagen. Kein Anfassen der Schüler*innen. Alle müssen in ihren Kästchen tanzen, der Abstand muss ja gewahrt bleiben. Eingang durch die eine Tür, Ausgang durch die andere Tür. Zwischendurch desinifizieren… So hat es nur noch entfernt Ähnlichkeit mit dem Unterricht vor Corona.
Aber trotzdem! Man merkt, dass es den Menschen gut tut. Sie freuen sich die anderen beim Kurs zu treffen, wenn auch mit Abstand. Gespräche von Kästchen zu Kästchen, lachen, tanzen,… zwischendurch kann man den blöden Corona-Kram auch einfach mal vergessen…
Es deutet sich an, dass vielleicht ein zweiter Lockdown kommt. Zumindest wird es wohl Einschränkungen geben. Wie die aussehen werden, wissen wir noch nicht. Bisher hat unser Hygienekonzept auch gut funktioniert. Die Abstände sind mehr als großzügig, alle halten sich an die Auflagen. Ist das hier wirklich ein Problem?
21. Oktober 2020
Berthold beglückt uns mit einer weiteren Online-Milonga-SPEZIAL (die letzte?) zum Thema Sänger.
Es wird ein kurzweiliger Abend über Sängerinnen und Sänger im Tango.
Danke!
26. Oktober 2020
Liebes Tagebuch von Tamara. Hier schreibt Oliver…
Heute war ich mit Dierk von der Tangomatrix im Hamburger Rathaus. Als Abgesandte der Hamburger Tangoschaffenden, die sich seit März regelmäßig zu Zoom-Meetings treffen, haben wir einen Termin mit den Kulturausschussvorsitzenden der Regierungsfraktionen. Rene Gögge (Grüne) und Isabell Vertes-Schütte (SPD) nehmen sich Zeit für uns. Wir erklären ihnen unsere Situationen, beschreiben die Herausforderungen mit denen wir zu kämpfen haben, fragen, warum der Kultursenator auf unseren Brief vom Mai nicht antwortet.
Sie erklären uns, was wir schon wissen: Wir passen nirgendwo so richtig rein. Als Menschen, die unternehmerisch tätig sind, wäre eigentlich der Wirtschaftssenator für uns zuständig. Natürlich machen wir für sie irgendwie Kultur und auch sie fänden es schade, wenn die Tango-Tanz-Kultur in Hamburg sterben würde, aber wie sie eine Förderbeziehung zu uns aufnehmen könnten sehen sie nicht.
Zudem seien viele unserer Probleme (GEMA, KSK, Soforthilfen) eigentlich bundespolitische Fragen und gar nicht in Hamburg zu lösen.
Außerdem fehle uns eine Verfasstheit. Einen Dachverband bräuchte es, eine Interessenvertretung.
Tja, dann arbeiten wir daran mal weiter. Auf dem nächsten Zoom-Meeting mit den Hamburger Kolleg*innen und den nächsten Zoom-Meetings der deutschlandweiten Kolleg*innen.
Alles in allem ein eher ernüchterndes Treffen. Immerhin haben wir Kontakt aufnehmen können. Wir sind nicht mehr ganz unbekannt in der Kulturpolitik. Vielleicht ergeben sich ja in Zukunft Möglichkeiten…
Momentan erleben wir aber hier in Hamburg eigentlich das Gleiche, wie alle Kulturschaffenden in Deutschland. Wir fallen durchs Raster und so richtig gesehen werden wir nicht…
Wie schön, wunderbar und herzerwärmend ist es, dass es nach wie vor Menschen gibt, denen die Tangotanzkultur und die Menschen, die sie betreiben wichtig sind und sie unterstützen. Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, nur Dank eurer Unterstützung hoffen wir auch nach Corona noch die Tangokultur in Hamburg mitgestalten zu können.
28. Oktober 2020
Nun ist es offiziell: Der 2. Lockdown kommt. Mindestens den November wird das el abrazo wohl wieder geschlossen sein.
Na gut. Ein bisschen Erfahrung haben wir ja schon. Wir beginnen mit unseren Schüler*innen zu sprechen, wie wir den Online-Unterricht am besten organisieren…
… vielleicht lassen wir ja auch die Online-Milongas auferstehen?
Auf jeden Fall lassen wir uns nicht unterkriegen…
2. November 2020
Es sieht so aus als würde sich in den Verhandlungen mit unserem Vermieter etwas bewegen. Unglaublich, aber wahr! Ein erster schriftlicher Entwurf erreicht uns. Unsere Anwältin sieht allerdings noch einige unklare Formulierungen. Nun geht es an’s juristische Wortefeilen…
5. November 2020
Erster Zoom-Unterricht im neuen Lockdown. Wieder sind wieder alleine im Studio mit dem großem Bildschirm. Unsere lieben Schüler*innen tanzen in ihren Wohnzimmern und Küchen…auf dem Bildschirm sieht es ein wenig aus wie ein Puppenhaus in dem getanzt wird : )
Da wir den Unterricht auf diese Weise ja schon vorher erlebt haben, kommt es einem diesmal nicht mehr ganz so künstlich und blutleer vor. Oder gewöhnen wir uns langsam alle an diese virtuellen Begegnungen? Naja, die letzte räumliche Begegnung ist ja erst eine Woche her…das geht ja noch. Auf jeden Fall freuen wir uns über die bekannten Gesichter, es wird gescherzt und gelacht.
12. November 2020
Es ist geschafft! Nach langem Hin und Her ist eine Vereinbarung mit dem Vermieter getroffen und unterschrieben!
Was für ein Verhandlungsmarathon…! Wie gerne würden wir euch jetzt mehr davon berichten, aber leider war es unserem Vermieter sehr wichtig eine Klausel einzufügen, dass wir über die Inhalte der Vereinbarung Stillschweigen bewahren müssen. Wir dürfen an dieser Stelle daher unangenehmerweise nicht mehr berichten, als dass es zu einer Vereinbarung zur Baustellen- und Corona-Situation gekommen ist. Das tut uns leid.
Deshalb, liebe Unterstützer*innen, hülle ich mich ab diesem Punkt in Schweigen…
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…….!!
15. November 2020
Oliver hat sich ein neues Format für eine Online-Milonga ausgedacht:
Es nennt sich „Karussell-Milonga“ und findet per Zoom statt.
Drei DJs – in dieser ersten Runde Berthold, Torsten und Oliver – improvisieren gemeinsam eine Milonga mit klassischem Muster und Tandas.
Zwar weiss jeder DJ wann er dran ist, aber er weiss nicht was der Vorgänger spielen wird und muss spontan mit der eigenen Musikauswahl darauf reagieren. Und, es darf auch gerne was zur Auswahl der Tangos gesagt werden – was ja in einer Milonga normalerweise auch nicht vorkommt.
(Ausnahme war damals in Buenos Aires der begehrte Tango- DJ Felix Picherna, der seinerzeit mit Musikkassetten(!!!) aufgelegt hat. Dieser Mann pflegte die Orchester per Mikro anzusagen. Unvergessen sein lang gezogenes r wenn er mit: „ Falta el mejorrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr…“ ( Es fehlt noch das Besssssste…) sein Lieblingsorchester ansagte.)
Doch nun zurück zur Karusell-Milonga :
Es waren zwei herrliche Stunden.
Die Musik war wunderbar, es wurde getanzt oder gechattet.
Und die Moral von der Geschicht:
Es gibt uns alle noch.
Es gibt den Tango noch – wenigstens in unseren Herzen und Wohnzimmern.
Es gibt die el abrazo-Milongas noch, zumindest in unserer Erinnerung, und dort haben wir sie diesen Sonntag wieder aufleben lassen.
Und das tat gut!
Schön, dass ihr alle dabei wart!
20. und 21. November 2020
Das Vermietungs-Projekt schreitet voran. Wir organisieren ein Fotoshooting unseres Raumes. Waren unsere bisherigen Raumbilder doch hauptsächlich auf Hochzeiten ausgelegt, wollen wir diesmal Fotos machen lassen die mehr auf die Nutzung für Firmentagungen, Seminare und Workshops etc. hinzielen.
Einen Nachmittag und einen ganzen Tag verbringen wir mit Möbel hin- und hertragen, Räume leeren und wieder füllen. Eine Seminar-Situation wird simuliert, die großzügigen Möglichkeiten unserer schönen Räume in Bilder umgesetzt.
Am Ende des zweiten Tages sind wir platt und haben Muskelkater.
Es fühlt sich ein wenig an wie „Joaquín-Wochenende und wiedermal alle Workshops mitgetanzt“ ; )
26. November 2020
Der Lockdown geht weiter. Diesmal hatten wir es fast erwartet. Jetzt frage ich mich eher wann er wieder aufhört. Erst wenn es wieder wärmer wird???
29. November 2020
Advent, Advent, kein Lichtlein brennt im Studio…
Aber dafür gibt es eine zweite Karussell-Milonga. Diesmal mit verschärften Regeln: Jede Tanda dauert nur noch 2 Stücke lang, die DJs ( Torsten, Berthold und Oliver) müssen also noch schneller aufeinander reagieren. Die Milonga beginnt in freudiger Vorspannung, doch plötzlich hört man Torsten nicht mehr. Ein technisches Problem…Torsten kämpft mit seinem Computer. Einen Moment später sieht man ihn auch nicht mehr.
Die verbleibenden DJs spielen sich inzwischen den Ball hin und her, die wohl ausgeklügelte Ordnung wer wann dran ist, gerät ordentlich durcheinander…die Gäste haben trotzdem Spaß. Im Chat wird gewitzelt: „Die letzte halbe Stunde der Milonga geht an Torsten“
Und irgendwann ist er wieder da und fädelt sich elegant wieder in das Karussell ein.
Schön war’s und weil noch so viele Tandas übrig ist geht’s noch ein bisschen länger als geplant. Danke an Torsten, Berthold und Oliver, dass ihr das alles so schön macht!
Danke allen Gästen für’s virtuelle Dabeisein
2. Dezember 2020
Zoom-Meeting mit unseren Hamburger Tangokolleg*innen.
Wie ist die Lage? Wie geht es den Studios und Tangoschaffenden inzwischen?
Klappt das mit den staatlichen Hilfen? Erfahrungen und Tipps werden ausgetauscht, über gemeinsames Vorgehen gesprochen, ein nächstes Meeting im neuen Jahr geplant.
Es ist sehr schön zu sehen, wie diese Krise Menschen nicht nur trennt, sondern auch zusammenbringt.. Wir haben das Gefühl hier ist die Hamburger Tango-Profi-Szene auf jeden Fall enger zusammengerückt.
Ein gutes Gefühl.
4. Dezember 2020
Oliver sitzt in wieder in einem Zoom-Meeting der Task-Force zur Gründung einer Bundesweiten Interessenvertretung für Tango-Argentino-Professionals in Deutschland. Es ist geplant den Verband im ersten Quartal 2021 zu gründen und noch ist viel zu tun…
13. Dezember 2020
3. Advent
Langsam werden die Jungs routinierter mit der Karussell-Milonga. Heute gibt’s die dritte Edition. Die Regeln vom letzten Mal bleiben erhalten: Jede Tanda dauert nur noch 2 Stücke lang, die DJs ( Torsten, Berthold und Oliver) müssen also schnell aufeinander reagieren.
Die drei DJs haben nochmal technisch getüftelt und dieses Mal geht alles glatt.
Ein schöner Fluß entsteht von Musik und kleinen Anekdoten. Das Karussell läuft lustig von einem DJ zum anderen. Dieses Mal scheint das Motto zu sein „Dinge die ich sonst vielleicht nicht auf einer Milonga spielen würde…“ Torsten, Berthold und Oliver holen das ein oder andere Stück raus, dass ihnen vielleicht zu gewagt für eine normale Milonga wäre. Und es stellt sich heraus, dass so manches Stück von der „spiele-ich-sonst-nicht-auf-der-Milonga-Liste“ auf die „sollte-unbedingt-mal-auf-der-Milonga-gespielt-werden-Liste“ wandern sollte… 🙂
Und nebenher, im Chat, laufen die kleinen Gespräche, die man sonst vielleicht in einer Milonga führen würde, wenn man mal eine Tanda sitzen bleibt.
War wieder schön.
Danke allen Gästen für’s virtuelle Dabeisein
16. Dezember 2020
Abschlussfest mit unseren Schüler*innen
Eigentlich ist es Tradition, dass wir mit unseren Schüler*innen im Sommer und Winter ein großes Abschlussfest mit gemeinsamen Essen, Gespräch und Tanz feiern. Das ist ja nun leider nicht möglich. Aber wir wollen trotzdem ein Abschlussfest veranstalten.
Wir leihen uns kurzerhand eine Idee des La Yumba und feiern eine virtuelle Koch-Party mit unseren Schülern.
Ich wähle eines meiner Lieblings-Essen aus, wir verschicken eine Einkaufsliste mit der sich alle die Zutaten besorgen können und am Abend des Festes treffen wir uns virtuell per Zoom.
Puh, ist das aufregend! Ich war ja noch nie „im Fernsehen“ als Köchin ; )
Als alle da sind geht es los. Ich koche und sage Schritt für Schritt alles an, Dörte schnippelt wie eine Weltmeisterin und Oliver geht als wandelnde Kamera durch die Küche und fängt den ganzen Vorgang ein. Alle kochen über Zoom in ihrer Küche mit. Das ist echt lustig!
Zum Glück ist das Rezept nicht kompliziert und so ist es bald bei allen fertig und gelungen.
Da es in der großen Gruppe zu schwer ist sich zu unterhalten, schieben wir zum gemeinsamen Essen die Teilnehmer*innen immer zu zweit oder dritt in kleine Break-Out-Rooms, sodass sie miteinander sprechen können. Nach 15 Minuten wechseln wir die Break-Out-Rooms und man kann sich mit jemand anderem unterhalten. Partnertausch quasi.
Da die Auswahl per Zufallsgenerator geschieht weiss man garnicht wer auf dem Bildschirm als Gesprächspartner*in auftauchen wird. Schöne kleine Runden entstehen, schöne spannende, kleine Gespräche…
Nach dem Essen spielen wir noch Musik und tanzen ein wenig, jeder in unserem Wohnzimmer.
Dann ist das virtuelle Abschlussfest zu Ende. Alle winken und verabschieden sich, keiner will auf „Meeting verlassen“ klicken. So wie man ein Telefonat mit einem lieben Menschen nicht beenden möchte, nicht der/ die sein möchte der/die zuerst auflegt…
Und was macht man in so einer Situation? 1,2,3, Klick!
Plötzlich ist es wieder still in unserer Küche. Alle wieder weg. Normalerweise würden wir jetzt viele Teller und Gläser in die Maschine räumen und alle Tische und Stühle im Studio wieder da hin tragen wo sie in der Milonga stehen. In diesem Jahr ist alles anders…
Überrascht stellen wir fest dass es sich trotz der virtuellen Form doch wie eine Begegnung angefühlt hat.
Möge uns das nächste Jahr uns dennoch ein echtes Abschlussessen bringen, mit körperlicher Begegnung, Tanz und Umarmungen!
17. Dezember 2020
wir drehen ein kleines Filmchen für unsere Unterstützer*innen-Community. Das soll kurz vor Weihnachten rauskommen… Aber pssst!
22. Dezember 2020
Das Video ist fertig. Gesegnete Weihnachten.
Video „Que lento corre el tren“
27. Dezember 2020
Heute dreht sich die 4. Ausgabe der Karusell-Milonga. Viele liebe Menschen sind „gekommen“,
es wird wieder gechattet und im Geiste- oder in echt miteinander getanzt.
Unser lieber Torsten fliegt uns zwischendurch leider vom Karusell aber die verbleibenden DJs meistern die Lage wieder souverän bis der 3. Mann wieder an Deck ist.
…
9 Monate stehen die Milongas nun still. Wir alle fühlen und wissen dass diese Online-Formate nur blasse Substitute sind für das, was wir vorher in einer echten Milonga erlebt haben.
Und trotzdem kommen wir zusammen, lauschen der wunderschönen Musik, tanzen oder quatschen, pflegen die Rituale und halten damit die Erinnerung warm.
Danke, dass ihr dabei wart! Ich vermisse euch!
30. Dezember 2020
Herr T bringt uns einen Schlüssel wieder und teilt uns mit dass er in Zukunft nicht mehr für uns zuständig ist weil er die Firma verlässt. Wir sind überrascht und ein wenig traurig.
In all den Monaten Verhandlungen und Baustellen-Orga haben wir uns doch sehr an ihn gewöhnt.
Danke Herr T., für alles was sie für uns im letzten Jahr getan haben!!
31. Dezember 2020
Ein seltsamer Jahreswechsel…sich ein „frohes neues Jahr“ zu wünschen fühlt sich irgendwie unpassend an. Der Lockdown Light hat ja offensichtlich seine erhoffte Wirkung verfehlt und es ist jetzt schon klar dass wir noch eine ganze Weile länger unsere Studiotüren für Publikumsverkehr geschlossen halten müssen.
Wie lange wohl?
Das macht mich echt mürbe!
Hab ich das schonmal erwähnt in diesem Tagebuch?
Ich versuche immer die Ohren steif zu halten, aber jetzt , am Ende dieses bescheidenen Jahres 2020 weicht die (Bügel-)Stärke aus meinen Ohren und ich muss zugeben: Ich bin erschöpft. Basta, mir reicht’s!
Möge uns das neue Jahr den Tango und die Umarmungen wieder bringen!
4. Januar 2021
Eine weitere Runde Homeschooling mit unserem Sohn beginnt. Juhu!
Zum Glück scheint er sich wohl inzwischen mit der Situation abgefunden zu haben und arbeitet meist frohen Mutes mit. Gottseidank!
Ein Vorteil von Corona: Mein virtueller Cantienica-Kurs füllt sich immer mehr. Inzwischen haben einige Schüler*innen durch unsere Unterrichtsvideos diese schöne und anstrengende Körperarbeit kennengelernt und so kommen jetzt immer mehr Leute dazu.
Bislang war der Kurs immer ausgebucht, so dass ich keine Neuen mehr dazu nehmen konnte. Vor allem weil es in dieser Arbeit eigentlich essentiell ist die Menschen auch mit den Händen zu „coachen“. Das aber fällt ja in Zeiten von „social distancing“ komplett weg.
Zwar ist es nicht leicht all das zu vermitteln ohne die Menschen anfassen zu können, aber ich versuche so gut es geht alles in Worte zu fassen, hoffe dass die Arbeit trotzdem wirksam wird und freue mich über eifrig Trainierende in ihren Zoom-Kästchen-Zimmern.
6. Januar 2021
8 Jahre lang hat unser Boden viele, viele Kilometer Tanzschritte getragen. Dabei hat er einiges seiner Hartwachs-Öl-Schicht eingebüßt. Damit er keinen Schaden nimmt und noch weitere Jahr(zehnte) halten kann, muss er neu geölt werden. Momentan ist finanziell eigentlich nicht der beste Moment für eine solche Investition; aber die Zwangspause und die Zeit ohne Unterricht und Milongas wäre eigentlich der perfekte Zeitpunkt. Wann, wenn nicht jetzt sollten wir unseren Boden neu ölen?
Wir wollen doch, dass alles bereit und schön ist, wenn wir dann eines Tages wieder tanzen dürfen. Also beißen wir die Zähne zusammen und investieren…
Heute geht es los im großen Raum. Zunächst kommt leichtes Anschleifen der Oberfläche. Dann wird das Hartwachsöl aufgetragen und danach muss alles trockenen und aushärten.
Nach der ersten Schicht Hartwachsöl stellt sich jedoch heraus dass unser Boden ordentlich ausgelaugt war. Also muss ein zweites Mal geölt werden. Wieder alles anschleifen und noch eine Schicht drauf. Whow, so sieht er wirklich toll aus!!
So, und nun wäre es gut wenn das Hartwachs 2-3 Wochen Zeit bekäme ganz zu trocknen.
7. Januar 2021
Es geht weiter mit Online-Unterricht.
Da im großen Raum nicht getanzt werden darf müssen wir uns im kleinen Raum (der komplett voll steht mit unseren Möbeln) eine Schneise frei räumen in der wir unterrichten und filmen können. Wir stellen die Kamera auf und schieben die Möbel kunstvoll in die toten Winkel der Kameraeinstellung, teilweise zentimetergenau.
Vorne entsteht ein annehmbares Bild für den Unterricht, der Rest des Raumes ist ein einziges Durcheinander aus Sofas, Tischen uns Stühlen.
Das entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Und es ist so schön, wieder unsere Schüler*innen zu sehen : )
Danke, dass ihr uns so lange true bleibt, trotz anhaltender Distanzierungsmaßnahmen!
8. Januar 2021
Die bundesweite Interessenvertretung proTango e.V. wird in Bielefeld gegründet. Mit im Vorstand: Oliver. Einmal Bielefeld, unterschreiben und retour. proTango!
Danke an die GründerInnen!
Ab 1.3. können alle Tangokulturschaffenden und Unterstützer*innen beitreten… Alle Infos in Kürze…
15. Januar 2021
Es kriselt in der Hamburger Tangoszene.
Marcelo und Veronica vom Tango Chocolate posten zweimal öffentlich auf Facebook sehr emotionale Texte in denen sie behaupten durch die Initiative der Hamburger Tangoschaffenden aus einem veröffentlichten Spendenaufruf ausgeschlossen worden zu sein.
Wir lesen das und sind wie vor den Kopf geschlagen. Die Initiative hat sich gerade dazu gefunden: gemeinsam über gemeinsame Interessen zu sprechen und Gräben zu überwinden. Die Kommunikation untereinander zu verbessern. Auch Marcelo und Vero waren eingebunden.
Zu diesem Spendenaufruf sind mindestens 15 Mails an alle Tangoschaffenden – auch Marcelo und Vero – rausgegangen und es wurde mehrfach darauf hingewiesen dass man sein OKAY dazu geben müsse, um in den Aufruf aufgenommen zu werden.
Oliver telefoniert mit Marcelo, und versucht herauszufinden wie dieses Missverständnis entstanden sein könnte. Er bittet ihn doch erstmal die internen Kommunikations-Kanäle der Tangoschaffenden zu nutzen statt solche Behauptungen auf Facebook zu posten.
16. Januar 2021
Logbuch „Tanz in die Zukunft“. Oliver schreibt einen Logbuch-Eintrag für das Online-Portal tango-argentino-online.com in Berlin. Wie wir die Corona-Zeit bisher erlebt haben, welche Herausforderungen wir haben, wie wir die Zukunft sehen…
19. Januar 2021
Eigene Fortbildung. Schon seit einiger Zeit nutzen auch wir die Möglichkeit Zoom-Online-Unterricht zu nehmen. Zweimal die Woche haben wir Unterricht mit Ariadna Naveira und Fernando Sanchez in Buenos Aires. Das Internet machts möglich.
Es ist toll selber regelmäßigen Unterricht zu nehmen und sich weiter zu entwickeln. Außerdem ist es super mal die andere Seite zu erleben. Wie ist das vom Bildschirm zu lernen? Wie geht man mit Frustration um? Welche Herausforderungen hat man als Schüler*in vorm Bildschirm? Was kann man verstehen, was eher nicht?
Wer hätte gedacht, dass wir uns nochmal so intensiv mit dem Lernen per Video beschäftigen würden…?
31. Januar 2021
Oliver arbeitet im Hintergrund am Konflikt der Initiative der Hamburger Tangoschaffenden mit Marcelo und Veronica weiter. Wir wollen alle Beteiligten zu einem gemeinsamen Zoom-Meeting zusammen zu bekommen. Wir wollen keine öffentlichen Schlammschlachten. Wir wollen die Situation im direkten Kontakt besprechen. Das Zoom-Meeting mit den beiden und vielen Akteuren kommt zustande. Aber es stellt sich schnell heraus, dass es eigentlich gar nicht um die aktuelle Situation geht. Die vielen Emails wurden einfach nicht gelesen. Denn es gibt einige sehr alte Konflikte – zum Teil mit Akteueren, die gar nicht anwesend oder aktiv sind – und viel enttäuschte Erwartungen.
Die Initiative der Hamburger Tangoschaffenden betont nochmal, dass es ihr gerade darum geht die Situation für die Zukunft zu verbessern.
Aber, das Interesse an einer besseren Zusammenarbeit der Tangoschaffenden in der Zukunft, wird leider nicht geteilt.
4. Februar 2021
Da Marcelo und Veronica auf die mehrfache Bitte, ihre öffentlichen Anschuldigungen richtig zu stellen, nicht reagieren, ist die Initiative gezwungen eine eigene Richtigstellung auf Facebook und dem Tangokalender zu veröffentlichen.
Darüber ist die Initiative einigermaßen traurig.
Wir würden unsere Zeit gerne mit Fruchtbarerem verbringen, als öffentlichen Auseinandersetzungen. Vor allem, wenn es schon interne Kommunikationskanäle gibt. Die allgemeine Situation ist für alle schwierig genug. Aber da öffentlich, nicht korrekte Anschuldigungen erhoben wurden, ist es auch wichtig die Situation öffentlich richtig zu stellen.
Wir hoffen dennoch, das die Situation trotz dieser Meinungsverschiedenheit in der Zukunft besser wird.
Wir haben großen Respekt für Marcelo und Veronica als Persönlichkeiten der Hamburger Tangoszene. Und die Zeit und Energie, die wir in den Versuch investiert haben diese Situation intern, direkt und offen zu klären, die werden wir auch weiter investieren um die Kommunikation in der Hamburger Tangoszene zu verbessern.
5. Februar 2021
Nach dem großen Raum ist auch der kleine Raum dran. Wir räumen ihn komplett leer. Alles raus in den großen Raum und dann gehts auch da los…
14. Februar 2021
Einmal noch kommt der Winter zurück mit Macht. Wunderschöner Schnee, Sonne, klirrende Kälte. Die Elbe zeigt sich in „Kasper-David-Friedrich-Stimmung“…
Unser Sohn freut sich ein Loch in den Bauch… 🙂 Schlittenfahren, Schneemannbauen, Schneeballschlacht mit Papa, Eistürme bauen,… sooo schön!
15. Februar 2021
Der Rohbau vor unseren Fenstern wächst…und es wird sogar abends um 18h noch gewerkelt.
Blick aus dem Fenster:
21. Februar 2021
Juhu – heute hat Dörte ihre Massage-Abschlussprüfung geschafft!!
Im November 2019 hatte sie bei einer Hamburger Massageschule eine Ausbildung für „Wellness-Massage“ begonnen. Dafür hatte sie immer wieder ganze Wochenenden lernend und mit öligen Händen verbracht und hatte am Montag strahlende Augen, wenn wir uns zur Unterrichtsvorbereitung trafen.
Unter starken Hygiene-Auflagen durfte sie die letzten Module jetzt noch fertig machen.
Vor kurzem gab es dann die praktische – und heute die theoretische Prüfung.
Beide Teile hat sie natürlich bestanden.
Gratuliere, liebe Dörte!!!
P.S. Ich durfte mich ja schon ein paar Mal zu Übungszwecken ganz altruistisch zur Verfügung stellen und ich kann nur sagen: Es war himmlisch…!
1. März 2021
Endspurt bei der Vereinsgründung.
Das Gericht in Bielefeld hat noch dieses und jenes in der Satzung zu kritisieren, alles muss nochmal unterschrieben werden…Viele Meetings, viele Stunden vor dem Computer, Oliver bekommt wohl bald eckige Augen ; )
Doch heute ist es soweit:
Der Verein proTANGO (Bundesweite Interessenvertretung der Tango Argentino Professionals)
tritt offiziell in die Welt hinaus.
Und das zunächst mit einer Umfrage an alle Tangoprofis in ganz Deutschland:
Wie geht es euch? Was braucht ihr? Was sind eure Themen?
Ein guter Start für eine „Interessensvertretung“, wie ich finde.
Diese Pandemie hat ja viel Unglück erzeugt, aber sie hat andererseits auch z.B. zu einer solchen Vereinsgründung geführt – oder diese zumindest stark beschleunigt.
Das ist doch etwas Gutes!
Ich bin ja seit 1996 im Tango tätig , seit 2001 hauptberuflich mit eigenem Studio, und in den 2 Jahrzehnten die ich als Tango-Professionelle erlebt habe ist kein bundesweiter Zusammenschluss zustande gekommen. Insofern freue ich mich wirklich über diese Entwicklung der Tangoszene in Deutschland.
3. März 2021
Zoom Meeting mit den Hamburger Kolleg*innen.
Auch in diesem Forum wird kräftig diskutiert in welcher Form wir uns verfassen könnten. Was können wir gemeinsam tun? Wer hat welche Interessen? An welchen Stellen sind die Interessen vielleicht doch zu unterschiedlich. Mal sehen wo uns diese Fragen hinführen werden.
Der Prozess ist gestartet und heute schon sehe ich viele meiner Kollege*innen mit anderen Augen als vor der Corona-Krise…
4. März 2021
Nachdem kein Ende der Schließung von Tanzschulen abzusehen ist, stellen wir uns auf eine weitere lange Strecke von Online-Unterricht ein. Bisher haben wir mit unseren Schüler*innen jede Woche einen wohnzimmer-kompatiblen neuen Schritt erarbeitet. Entweder live per Zoom oder zum „selbst Nachbauen“ ein paar Tage später per Video.
Was fehlt ist allerdings die Übung zwischendurch entweder auf einem Trainingsabend oder in einer Milonga, damit sich das Gelernte auch im Körper verankern kann.
Ein Trainingsabend muss her! Aber wie? Na, wie wohl? Virtuell!
Mein ewig forschender Mann Oliver hat eine geniale Internet-Plattform gefunden mit der wir einen solchen Trainingsabend veranstalten können: wonder.me.
Man kann sich dabei in einem virtuellen Raum treffen, kann darin rumlaufen, sich mit Menschen zum Quatschen „zusammen stellen“ oder auf der Tanzfläche eine/n Tangolehrer*in treffen dem/r man Löcher in den Bauch fragen kann.
Das ist genial und genau das was wir brauchen!
Nein, natürlich brauchen wir in Wirklichkeit ECHTE Kontakte mit ECHTEN Umarmungen und ECHTEM Anfassen und sich beim Reden in ECHT in die Augen zu sehen.
Aber das geht ja nu mal nich, seufz…
Also , machen wir das Beste draus. Dann halt virtuell.
Schnell entsteht der Plan das auch bei einer Online-Milonga auszuprobieren…
5. März 2021
Unsere neue Internetseite für Vermietungen ist fertig und wir sind stolz darauf : )
Haben wir uns im Vermietungsbereich in den letzten Jahren hauptsächlich auf Hochzeiten konzentriert , so richtet sich diese neue webpage hauptsächlich an Firmen, die Räume für Aussentagungen, Meetings, Trainings o.ä. brauchen.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an Gisa und Andreas von int.act design, die wieder tolle Arbeit geleistet haben!
Einen herzlichen Dank an Thomas Ebert für die tollen Fotos!
Und einen herzlichen Dank an alle die beim Fotoshooting mit geholfen haben:
Christine, Linus und Géza…Danke für eure Zeit, eure Ideen und eure Muskelkraft beim Tische und Stühle schleppen!!
Hier könnt ihr die Internetseite sehen: Hamburg-Loft-mieten.com
Wir freuen uns wenn ihr den Link mit Menschen teilt die solche Räume suchen!
7. März 2021
Wir veranstalten eine erste „Klönschnack-Milonga“ über wonder me.
Wir sind ein bisschen aufgeregt wie das wohl klappt mit dem neuen Format…
Oliver baut das virtuelle el abrazo mit einigen Orten die alle unsere Gäste kennen.
Es gibt : Vor der Türe, Tische, Sofa, Bar und Tanzfläche.
Auf letzterer ist der „DJ“ und dort spielt die Musik.
Verlässt man die Tanzfläche hört man keine Musik mehr aber man kann Leute treffen und ein bisschen klönen.
Anders als bei den Karussell-Milongas, bei denen man sich parallel zur Musik nur schreibend im Chat unterhalten konnte, kann man hier richtige Gespräche führen wie bei einem Video-Telefonat.
Die Gäste kommen, jeder erscheint als ein kleiner Kreis mit Foto und Namen. Es bilden sich kleine und große Gesprächskreise und ich sehe manch eine/n den/ die ich lange nicht mehr gesehen habe. Trotz der Distanz entstehen teilweise sehr persönliche Gespräche…ich erfahre Dinge von Menschen die ich vorher nicht wusste. Ich bin überrascht über die Tiefe der Gesprächsthemen und das obwohl alle vor ihren Computern sitzen.
Auf einer echten Milonga ist man wohl einfach hauptsächlich mit dem Thema „Tanzen“ beschäftigt und so bleiben die Gespräche oft auf einer etwas oberflächlicheren Ebene…
Einmal gehe ich auf die Tanzfläche und versuche eine Spiegelübung-Tanda mit einem Menschen, oder waren es mehrere? : )
Haha, Spiegeltango im Zimmer klappt nicht so gut…aber tanzen wie früher in der Disko geht trotzdem, auch auf D’Arienzo.
Schön war’s…und zugleich „wonderlich“ wie diese ganze Zeit.
9. März 2021
Und gleich nochmal wonder me – der erste Trainingsabend mit unseren Schüler*innen findet statt und wird sehr lustig. Das Konzept geht voll auf. Es wird geredet und gelacht, geübt und gefragt und – schwups- sind zwei Stunden vorüber. Bis nächsten Dienstag!
13. März 2021
Nach dem gelungenen ersten Mal im Dezember gibt es einen weiteren Koch-Abend mit unseren Schüler*innen.
Alle kochen und schnippeln gleichzeitig nach meiner Anleitung in ihren Küchen, alle reden und klappern durcheinander, irgendwie sehr italienisch ; )
Passend dazu gibt es Pasta… und ein veganes Mousse au chocolat.
Am Ende sind alle Nudeln fertig, nur die der Fernsehköchin nicht, wie peinlich…
Zum Essen gibt es dann wieder zufällig generierte 3er-Gruppen als Tischgesellschaft, wir nennen es Zoom-Roulette ; )
Und hinterher ein bisschen Küchentango um das erworbene Hüftgold wieder abzutanzen.
Schön, dass ihr mit uns gekocht, gegessen, gelacht und getanzt habt!
13. März 2021
Heute habe ich meinen lang geplanten Milonga-Technik-Kurs begonnen.
Schon seit Monaten denke – und tanze ich darauf rum…jetzt ist das Projekt endlich gestartet:
Milonga-Technik gegen den Corona-Frust!
…sich einfach schwungvoll eine Stunde lang auf Milonga bewegen, in die Musik eintauchen, den Körper lockern, mit Tanzspaß die Technik nebenbei üben.
Zu meiner Freude gibt es reges Interesse an meiner offenen Klasse und so stehe ich am Mittwoch Abend im Studio und freue mich über viele bekannte Gesichter auf dem Bildschirm. Einige Menschen habe ich ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen, andere sind sogar aus anderen Teilen Deutschlands und ich habe sie mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Wie schön…und ich bin aufgeregt, ist ja doch irgendwie alles neu und anders so virtuell.
Am Ende haben alle ein wenig in ihren Zimmern rumgetanzt, Pullis ausgezogen und (so schreiben sie mir hinterher) „Spaß gehabt“…yeah, das war mein Plan! : )
P.S.
Man gewöhnt sich ja an alles mögliche…aber ein bisschen komisch ist das schon alleine in einem großen Raum mit einem Fernseher zu sprechen.
Meine Uroma hat immer den Nachrichtensprecher der Tagesschau persönlich begrüßt, nachdem er „Guten Abend, meine Damen und Herren“ gesagt hatte.
Was würde sie wohl sagen wenn sie ihre Ur-Enkelin heute sehen würde?
Vielleicht: „Siehst du, man kann mit den Leuten sprechen, die im Fernseher wohnen!“
24. März 2021
Heute habe ich Geburtstag : )
Schon mein zweiter Geburtstag im downgelockten Zustand ( jetzt ist dieses Wort schon so normal geworden, dass ich ganz selbstverständlich ein Adjektiv daraus mache…hmmm).
Immerhin, die Sonne scheint und ich mache im Kreise meiner Lieben das Beste daraus.
Und da ich letzte Woche Mittwoch mit meiner offenen Milonga-Klasse begonnen habe und heute auch ein Mittwoch ist, fahre ich abends „zur Arbeit“ in’s Studio.
Heute baue ich zum ersten Mal die Technik alleine auf…ich schwitze schon ein wenig ; )
Ich arbeite mich durch den Wust von Kabeln und Steckverbindungen, bis endlich alles steht.
Da ich davon leider nichts verstehe muss ich mir alle Handgriffe merken und das Endergebnis abfotografieren. Kamera anschließen, Funkmikro, Lautsprecher. Ein großer Bildschirm zeigt mir meine Teilnehmer*innen und mein Laptop drunter zeigt mir mein eigenes Bild, damit ich in 5 Meter Entfernung überprüfen kann ob auch meine Füße noch im Bild sind.
Und falls sich jemand fragt: Warum die ganze aufwändigeTechnik?
Damit die Teilnehmer*innen ein gutes Bild haben, lassen wir eine hochwertige Digitalkamera das Bild „filmen“ und schicken dieses Bild über Zoom raus. Natürlich spielen wir auch Musik ab. Wenn ich jetzt Musik im Computer anmache, geht die Musik über Zoom an die Hörer*innen. Bei mir kommt aber dieselbe Musik aus den Lautsprechern, ich bewege mich zu der Musik, die ich höre oder zähle Schläge in der Musik. Mein Ton über das Funkmikro und das Bild gehen dann wieder in den Computer und ebenfalls über Zoom raus. Wenn man nichts tut, so entsteht ein Versatz und meine Bewegungen und Sprache stimmen nicht mit der Musik überein, die bei den Leuten zu Hause ankommt.
Um dieses Problem zu lösen hat Oliver ein Programm installiert das die Musik „abfängt“, bevor sie über Zoom rausgeht und genau um das richtige Maß „verspätet“. So kommen am Ende die Musik, meine Sprache und meine Bewegung synchron bei meinen lieben Milonga-Tänzer*innen an. Juhu!
Es lebe die Technik – wenn man sie beherrscht ; )
Meine Milonga-Klasse beginnt und einer ist dabei, der weiß dass ich Geburtstag habe…
So bekomme ich unverhofft spontan ein kleines Geburtstagsständchen aus vielen Wohnzimmern und Tanz-Küchen : )
Danke, Ihr Lieben! Das war wirklich ein berührender Moment!
Auf diese Weise wird mir dieser besondere Corona-Geburtstag unvergessen bleiben…
Foto: Meine ganz legale Geburtstagsparty
25. März 2021
Ich fahre in’s Studio zum Training:
Huch, da steht plötzlich ein komplettes Treppenhaus für das Parkhaus auf dem Gelände nebenan!! Das war gestern noch nicht da! Jetzt geht’s aber schnell…Parkhaus als Bausatz ; )
Also, liebe Milongueras und Milongueros: Kreuz und quer parken im Hof gehört jetzt der Vergangenheit an. Keine Durchsagen mehr mitten in der Milonga: „Der Wagen mit dem Kennzeichen soundso möge bitte wegfahren!“
In Zukunft gibt es ein Parkhaus direkt neben dem el abrazo.
Über den Tarif pro Stunde kann ich allerdings im Rohbau-Stadium leider noch keine Auskunft erhalten. ; )
Ihr merkt es vielleicht…ich versuche gerade DAS POSITIVE zu sehen.
Der Hof wird nicht mehr derselbe sein wie vorher, schon ohne Kastanie war er das nicht mehr. Jetzt wächst das Hotel in die Höhe und alles wird anders sein.
Wir werden anders sein…
Aber ich hoffe wir werden froh sein, uns wieder umarmen zu können.
7. April 2021
Zoom-Meeting mit den Hamburger Kolleg*innen.
Die bundesweite Interessenvertretung proTango e.V. hat die Möglichkeit geschaffen Regionalgruppen innerhalb des Vereins zu gründen.
Für uns bietet sich dadurch die Möglichkeit, eine proTango – Hamburg Regionalgruppe zu bilden. Damit können wir unter unter dem Dach des Bundesverbandes, innerhalb des Vereins, eine Gruppe bilden, ohne selber einen Verein gründen zu müssen. Wir können eine Regionalstelle einrichten als Ansprechpartner für Politik und Verwaltung in Hamburg und haben trotzdem die geballte Kraft und Kompetenz von proTango Deutschland im Rücken.
Und wir Hamburger sind die erste Tangoszene, die sich schon zu einer „Gruppe“ formiert hat. Ich finde darauf können wir ein bisschen stolz sein ; )
Ob am Ende alle Hamburger Tangoschaffenden Interesse daran haben, dem Verein beizutreten, wird sich zeigen.
Politik ist ja auch nicht alles was uns seit einem Jahr immer wieder zusammenkommen lässt. Die bisher wichtigste Funktion dieses Forums ist wahrscheinlich die Kommunikation, der Austausch zwischen den Beteiligten.
Dafür braucht es nicht unbedingt einen Verein – dafür braucht es nur den Willen weiter miteinander im Kontakt zu bleiben und die Erfahrung, was daraus entsteht wenn der Kontakt abgebrochen wird.
Für diese offene Kommunikation soll das bisherige Tangoforum Hamburg neben der Regionalgruppe proTango Hamburg unbedingt erhalten bleiben.
18. April 2021
Eigentlich hatte ich gehofft, dass es im Frühjahr 2021 langsam besser werden würde. Dass es warm werden und die Infektions-Zahlen langsam zurück gehen würden.
Stattdessen wird es gerade alles immer schlimmer.
Und die Ermüdung über die sich ständig ändernden und undurchsichtigen Maßnahmen wird größer…
Heute mache ich das Radio an und bin plötzlich mitten in der Gedenkfeier für die Corona-Toten. Ich höre die Ansprache von Frank Walter Steinmeier und bin berührt, weil er mit seinen Worten den Schmerz der Angehörigen bezeugt, ihren Verlust und die Trauer über das isolierte Sterben. Gleichzeitig benennt und anerkennt er aber auch jene die durch die Maßnahmen etwas verloren haben oder die dadurch zu Schaden gekommen sind…
Und dann die Stimmen der Menschen die von ihren Verstorbenen berichten…Plötzlich sind es Menschenschicksale, nicht mehr Zahlen. Menschen haben Menschen verloren. Die Schilderungen berühren mich.
Und gleichzeitig berühren mich die Berichte von Freund*innen und Kolleg*innen aus dem Kultur- und Gastro-Bereich, die mit ihren Geschäften am Ende sind und Berichte von Mit-Eltern in der Schule, die nach psychologischer Hilfe für ihre Kinder suchen.
Wir Menschen haben zur Zeit so viel Angst…entweder vor dem Verlust von lieben Angehörigen oder vor dem Verlust unserer Freiheit…vor dem Verlust unserer Existenzgrundlage oder vor dem Verlust des eigenen Lebens. Alle haben Angst und sind damit mehr oder weniger laut. Und das was des Einen Angst lindert, verstärkt die Angst des Anderen.
Ach, es ist alles so kompliziert!
Ich wüsste so gerne, was „richtig“ ist…
21. April 2021
Die proTango – Hamburg Regionalgruppe hat sich gebildet. Wir einigen uns darauf, das Maude Andrey die Aufgabe als Ansprechpartnerin der Regionalstelle übernimmt.
Eine ganze Reihe von Tangokulturschaffenden aus Hamburg sind bereits beigetreten. Wir freuen uns, wenn wir noch mehr werden…
24. April 2021
Am Dienstag verlassen unsere lieben Freunde Pieter und Tine Hamburg.
Nach 46 Jahren in Deutschland ziehen die beiden nun ihrem Sohn in die Niederlande hinterher.
Und wieder können wir leider kein Abschiedsfest im Studio feiern. Wie schön wäre es gewesen, die beiden gebührend zu verabschieden, auf einer Mittwochsmilonga, mit Sekt und Abschiedsvals…
Das werden wir wohl nachholen müssen, wenn Tango irgendwann mal wieder erlaubt sein wird.
Liebe Tine!
Lieber Pieter!
Habt Dank für all die schönen Jahre mit euch! Danke für eure liebevolle und verlässliche Arbeit als Gastgeber*innen im el abrazo! Danke für all die Nächte, die ihr euch bei uns um die Ohren gehauen habt ; )
Danke für all die schönen Tandas die wir mit euch getanzt haben!
Und Danke, dass ihr unserem Sohn Gabriel so liebevoll Leihoma und Leihopa wart, seit er vor fast 10 Jahren auf die Welt gekommen ist!
Ihr habt versprochen, immer wieder zum Tanzen nach Hamburg zurück zu kommen. Wir warten auf euch…nach der Pandemie…und dann holen wir das Abschiedsfest nach!
10. Mai 2021
Wir haben ein Treffen im Studio mit einem Menschen der interessiert ist, das Studio temporär zu mieten um ein Testzentrum darin einzurichten, so lange bis wir es selbst wieder nutzen können. Das wäre eine lukrative Untervermietung… Beim Anblick der Baustelle überlegt er es sich allerdings schnell wieder anders.
Apropos Baustelle…so sieht es inzwischen aus bei uns:
11. Mai 2021
Endlich sinken die Infektionszahlen und damit steigt die Hoffnung auf Lockerungen.
Vielleicht können wir wenigstens bald wieder vor Ort in den Kästchen unterrichten, dort wo wir vor 7 Monaten für den kurzen „Lockdown light“ ( oder wie hieß er???) aufgehört haben…
Vielleicht, vielleicht…alles Kaffeesatzlesen!
14. Mai 2021
Wir studieren die möglichen Lockerungsszenarien…
Hmmm, so wie es aussieht würden wir wohl am ehesten unterrichten können, wenn wir unsere Aktivitäten nach draußen verlegen. Daher sind wir schon seit einiger Zeit auf die Suche nach einer Fläche auf der wir draußen unterrichten und vielleicht sogar eines Tages tanzen können. Auf dem Gelände gegenüber vom Studio sieht es nach ziemlich viel freiem Raum aus. Ich frage also bei der Landgang-Brauerei nach dem Eigentümer der Flächen und bekomme von einer netten Frau gleich eine Telefonnummer. Nach einem kurzen Telefonat bekomme ich einen Termin für die nächste Woche mit dem Eigentümer persönlich. Wow!
17. Mai 2021
Ich treffe den sehr aufgeschlossenen und scheinbar tanzkulturfreundlichen Eigentümer der Flächen gegenüber. Ich schildere ihm unsere Situation und frage ihn ob er sich vorstellen könnte dass wir an 4 Abenden die Woche hier irgendwo einen Tanzboden ausrollen, um darauf zu unterrichten. Er ist sehr entgegenkommend und möchte uns auf jeden Fall helfen. Er zeigt mir das ganze Gelände, mit verschiedenen Flächen auf denen wir vielleicht tanzen könnten und schreitet mit mir mögliche Rechtecke ab…
Ich kann garnicht glauben dass dieser Mensch so freundlich und unterstützend ist – ich habe das Gefühl zu träumen.
„Denken sie drüber nach und dann telefonieren wir,“ sagt er zum Abschied, und braust dann mit einer Vespa vom Hof. Aufgeregt verlasse ich den Hof und gehe über die Baustellenauffahrt wieder zurück in unser Studio.
18. Mai 2021
Teamsitzung: Es eröffnen sich Möglichkeiten…doch wie sollen wir planen, wo noch nicht mal klar ist wann Tanzen wieder erlaubt sein wird?
Und wie sollen wir das mit dem Boden machen?
Den Boden, so wie er ist, können wir unseren Gelenken nicht zumuten…
PVC? Jeden Abend rüber schaffen und dann wieder abbauen?
Puh, unsere armen Bandscheiben!
Schnell wird deutlich dass wir eigentlich einen Untergrund bräuchten, den wir liegen lassen könnten…und ein Dach darüber. Und das, wo wir doch schon ein paar Euro monatlich für einen 300 qm großen Tanzsaal in Hamburg Bahrenfeld bezahlen ; )
Schnell wird deutlich dass wir jede Menge Dinge anschieben müssten…doch für wann?
1000 Fragen…Was wird geschehen? Wann darf wer öffnen? Wann sind wir dran? Wie entwickeln sich die Zahlen?
Im letzten Sommer als gelockert wurde, war Prostitution schon erlaubt, aber Tangotanzen noch nicht…äh, wie bitte?
20. Mai 2021
Dierk, Joachim, Maude und Oliver haben für die Hamburger Regionalgruppe von proTango einen Brief an über 90 Kultur-Politiker*innen geschrieben. Darin bitten wir darum, den Tango als Weltkulturerbe entsprechend zu fördern, zum Beispiel durch Kulturförderung. Weiters bitten wir darum, den Tango in den Lockerungsszenarien von den „Tanzlustbarkeiten“ zu trennen und uns im Sommer das Tanzen im Freien zu ermöglichen.
Heute wurden die Briefe bei uns im el abrazo eingetütet und Maude „durfte“ in ihrer Rolle als Ansprechpartnerin der Hamburger Regionalgruppe, den Haufen Briefe unterschreiben.
Danke, liebe Maude!
Umschläge und Porto hat die Tango Matrix gespendet – Danke die Matrix!
Und Danke an die Briefeschreiber!!
Mal sehen was zurückkommt…
31. Mai 2021
Heute ist die neue Verordnung rausgekommen. Alle möglichen Veranstaltungen sind wieder erlaubt – aber weiterhin bleibt Tanzen untersagt.
Es darf sogar draußen mit 20 Personen Fußball gespielt werden, Vollkontakt, mit Schwitzen, Spucken, Schreien…aber Tango tanzen darf man nicht.
Es ist zum Heulen! Und so langsam verstehe ich es auch nicht mehr so ganz.
Fraglich ist noch, ob die Stadt Hamburg Tanzen auch als Sport betrachtet, dann könnte man zumindest draußen…
Naja, immerhin sollen die nächste Verordnung schon in zwei Wochen raus kommen.
Vielleicht sind wir da ja endlich dabei.
2. Juni 2021
Ich telefoniere wieder mit dem Vermieter der Aussenfläche. Es sieht gut aus. Er hat ein Zelt aufstellen lassen und es beginnen konkrete Verhandlungen. Wir haben keine Ahnung wann und wie wir das nutzen können, aber unser Bauchgefühl schreit : Jaaaa,…los….machen!!! ( oder ist es die Hoffnung, die da schreit?)
Noch ist alles verboten, was auf so einer Fläche geschehen könnte, aber wir geben uns den letzten Ruck und sagen zu.
4. Juni 2021
Wir telefonieren mit einem befreundeten Tischler, ob er uns helfen könnte eine Tanzfläche zu bauen. Er sagt spontan zu und beginnt sofort zu kalkulieren und rumzutelefonieren. Und wider Erwarten gibt es sogar noch alles Holz, was wir dazu brauchen. Dann geht es ganz schnell…Holzlieferung: Montag – Tanzboden bauen: Dienstag!
Wir brauchen nur noch mehr Hände…Weitere Freunde werden kontaktiert – zum Glück haben wir so viele tolle Menschen um uns herum! Bald sind zwei weitere erfahrene Handwerker mit im Boot. Mit dieser Manpower können wir es an einem Tag schaffen!
8. Juni 2021
Heute bauen wir unsere Aussentanzfläche!!!!!!
Ab hier lasse ich mal die Bilder für sich sprechen : )
100000000000000000 Dank an unsere tollen Helfer und Möglichmacher: Dietmar, Kai und Stefan! Sowie Christian!
11. Juni 2021
Die Inzidenzen sinken weiter. Der Hamburger Senat beschließt weitere Öffnungsschritte. Juchu. Sowohl Bürgermeister Peter Tschentscher, als auch Sozialsenatorin Melanie Leonhard bestätigen öffentlich, dass auch Tanzen als Sport zu betrachten ist und Tanzstunden daher selbstverständlich wieder möglich sind. Nur „Tanzlustbarkeiten“ bleiben weiterhin untersagt. Also keine Disko, keine Raver-Parties… und keine Milongas…
Aber wir dürfen wieder Unterricht geben und auch Trainingsabende sind möglich – alles unter den Auflagen der Verordnung (Anmeldung, reduzierte Teilnehmer*innenzahl, Abstände, Kontaktnachverfolgung, etc.). Das kennen wir ja jetzt schon…
Laut Senat und Verordnung ist die Gefahr draußen sehr viel geringer und so soll viel wie möglich draußen an der frischen Luft stattfinden. Wir sind super glücklich, dass das wir das Wagnis und den Aufwand mit unserer Außentanzfläche eingegangen sind.